Kreuzverehrung

Die ältesten Spuren einer Verehrung des Kreuzes Jesu Christi haben sich im Fest „Kreuzerhöhung" (14. September) erhalten. Dieses Fest ist ursprünglich ein so genanntes Begleitfest: Am 13. September des Jahres 335 wurde auf dem Golgotahügel in Jerusalem die große konstantinische Doppelbasilika (Auferstehungs- und Martyriumskirche) eingeweiht. Am Tag danach zeigte der Bischof von Jerusalem dem Volk das große Kreuz, das die Kaiserin Helena am 14. September 320 als das Kreuz Jesu aufgefunden hatte, zur Verehrung, indem er es hochhielt. Dieses Hochhalten - lateinisch exaltatio crucis = Kreuzerhöhung - hat sich als Name festgesetzt, und das Begleitfest überflügelte in kurzer Zeit das ursprüngliche Kirchweihfest. Im byzantinischen Kalender zählt es zu den zwölf Hochfesten.

Schon im 5. Jh. findet es sich in Konstantinopel, Ende des 7. Jh. in Rom. - Aus Jerusalem wird um 400 der Brauch berichtet, am Vormittag des Karfreitags die Kreuzreliquie mit Kuss und Verneigung zu verehren. In Rom trug im 7. Jh. der Papst die Kreuzreliquie barfuß vom Lateran zur Kirche „vom Heiligen Kreuz in Jerusalem" und stellte sie dort zur Verehrung auf. Daraus entstand die Kreuzverehrung in der Karfreitagsliturgie, wie sie bis heute üblich ist. Dieser Brauch ist weniger eine Mitleidsbezeugung gegenüber dem Gekreuzigten, sondern mehr als Huldigung an den am Kreuz triumphierenden Herrn zu verstehen. - „Kreuzpartikel", also kleine Stückchen der Kreuzreliquie, werden vielerorts in kleinen Monstranzen aufbewahrt und z. T. bis heute beim Wettersegen verwendet.

Eduard Nagel

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