Sicher sind uns die Namen „Christkönigssonntag", „Adventssonntage" und „Fastensonntage" geläufig. Aber wer kann mit den Sonntagen „Invocavit", „Reminiscere", „Oculi" oder „Laetare" etwas anfangen? - Es sind die (alten) Namen der ersten vier Sonntage in der Fastenzeit. Sie entstammen einer Zeit, als in der Kirche die feststehenden Gesänge zur Messfeier lateinisch gesungen wurden. Bis heute erklingen sie so in manchen Klöstern und Kirchen. Sie bestehen aus Psalmversen, die von kunstvoll-melodischen Kehrversen, den sog. „Antiphonen", gerahmt werden.
Das Anfangswort der jeweiligen lateinischen Introitus-Antiphon gab den Sonntagen ihren Namen. „Introitus" ist der Gesang zu Beginn der Messfeier, der die Einzugsprozession begleitet. Somit wurde also das allererste Wort, das in einer Messfeier erklang, zum Namen des ganzen Tages. Die Texte dieser Gesänge sind noch immer Teil unserer Liturgie. Im Messbuch sind sie als „Eröffnungsvers" verzeichnet. Ein Blick ins deutsche Messbuch verrät die Übersetzungen. „Laetare" - so heißt der vierte Sonntag der Fastenzeit. Der Eröffnungsvers lautet: „Freue dich, Stadt Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart. Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung" (Vgl. Jes 66,10-11). Das erste Wort der Messfeier ist hier eine eindringliche Aufforderung zur Freude - mitten in der vorösterlichen Buß- und Fastenzeit. Am 4. Fastensonntag ist die Mitte der Fastenzeit erreicht und daher ein (vor-) freudiger Blick auf das bevorstehende Osterfest geboten.
Iris Maria Blecker-Guczki