Was die Vesper am Abend ist, sind die „Laudes" am Morgen. Es heißt „sind" und nicht „ist", denn das lateinische Wort laudes ist die Mehrzahl von laus - das Lob, das Loblied, der Lobgesang. Der volle Titel heißt Laudes matutinae - „morgendliche Lobgesänge". Er bezeichnet das Morgenlob der Gemeinde am Ende der Nacht, also zu Beginn des neuen Tages zur Stunde der Auferstehung Jesu. Den Kern der Laudes bildet ein Morgenpsalm, besonders schön ist etwa der Psalm 63 (GL 616,2 / KG 263,1), in dem die Sehnsucht der Seele nach Gott ihren Ausdruck findet.
Im heutigen Stundenbuch werden die Laudes zusammen mit der Vesper als „Angelpunkte des täglichen Stundengebets" und als die „vornehmsten Gebetsstunden" bezeichnet, die nach Möglichkeit mit der Gemeinde gefeiert werden sollen.
Der Aufbau der Laudes gleicht dem der Vesper: Auf die Eröffnung folgt ein Hymnus, der besonders der Tageszeit oder dem Festcharakter des Tages entspricht. Es folgen ein Morgenpsalm, ein Canticum aus dem Alten Testament und ein Lobpsalm, jeweils eingerahmt von einer Antiphon. Dann wird eine Lesung vorgetragen, die in der Regel kurz ist, aber in der Feier mit der Gemeinde auch länger sein und durch eine Homilie ergänzt werden kann. Auf die Verkündigung antwortet die Gemeinde mit einem Responsorium und vor allem durch das Benedictus, den Lobgesang des Zacharias (Lk 1, 68-79) als Lob und Dank für de Erlösung. Mit Bitten (lat. preces), durch die „der Tag und die Arbeit Gott geweiht werden", das Vaterunser, Schlussoration und Segen enden die Laudes.
Eduard Nagel