Lektor/in

Als Lektor/in (lat. lector = Vorleser) wird allgemein ein Gemeindemitglied bezeichnet, das mit dem Vorlesen der Schriftperikopen vor dem Evangelium im Gottesdienst beauftragt ist. Bei Bedarf kann der Lektor / die Lektorin auch den Antwortpsalm und die einzelnen Anliegen des Fürbittgebets vortragen. Der Laiendienst des Vorlesers ist bereits seit dem 2. Jahrhundert nachweisbar, entwickelte sich jedoch im Laufe des Mittelalters zu einem eigenen Weiheamt. Als solches wurde es den „Niederen Weihen“ zugerechnet, welche Durchgangsstufen zum Priestertum darstellten, ansonsten allerdings funktionslos waren.

Dies änderte sich erst mit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils: Papst Paul VI. schaffte mit dem Apostolischen Schreiben Ministeria quaedam (1972) die „Niederen Weihen“ ab. Dem Lektorenamt, nun als Laiendienst verstanden, wurde seine ursprüngliche Funktion zurückgegeben: das Vortragen des Wortes Gottes in der Liturgie (mit Ausnahme des Evangeliums). Die Beauftragung, welche durch den Bischof innerhalb einer Messfeier oder eines Wortgottesdienstes erfolgt, war jedoch weiterhin Männern vorbehalten.

Der geschilderte Zustand hielt fast ein halbes Jahrhundert an. Erst 2021 führte Papst Franziskus mit dem Motu proprio Spiritus Domini eine bemerkenswerte Änderung herbei: Durch die Streichung des Wortes „Männliche“ (Viri) im Kirchenrecht (c. 230 §1 CIC/1983) steht jetzt auch Frauen die dauerhafte Beauftragung zum Lektorat (und/oder Akolythat) offen. Auslöser war die Amazonas-Synode (2019), auf der dieser Schritt gefordert wurde. Derzeit ist noch kein flächendeckender Konsens zu erkennen, ob und wie die von Papst Franziskus neu geschaffenen Möglichkeit in den deutschsprachigen Diözesen umgesetzt werden sollen.

Neben den auf Dauer vom Bischof beauftragten Lektorinnen und Lektoren sieht das Kirchenrecht jedoch auch die Möglichkeit vor, Männer und Frauen zeitlich begrenzt die Aufgaben des Lektorats zu übertragen. Diese ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen sind bereits seit Jahrzehnten aus dem liturgischen Leben in der Gemeinde nicht mehr wegzudenken.

Manuel Uder

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