Nur wenige Heiligenfeste sind im Leben einer Gemeinde derart präsent und bei Jung und Alt so beliebt wie der Gedenktag des hl. Martin von Tours am 11. November. Das ist nicht zuletzt dem reichen Brauchtum zu verdanken, das diesen Tag bis heute prägt.
Martinus (um 316/317-397) diente als Offizier im römischen Heer. Schon als Kind kam er mit dem christlichen Glauben in Berührung, trat der Gruppe der Taufbewerber (Katechumenen) bei und empfing mit 18 Jahren die Taufe. Da er seine Militärkarriere immer weniger mit seinem Glauben vereinbaren konnte, bat er um seine Entlassung aus dem Heer, die ihm im Alter von 40 Jahren gewährt wurde. In den Folgejahren trat er als Glaubensbote, Klostergründer und Wundertäter in Erscheinung. 372 wurde er auf Wunsch des Volkes zum Bischof von Tours geweiht. Die Legende erzählt, dass Martin sich dieses Amtes für unwürdig befand und sich deshalb in einem Gänsestall versteckte. Die Tiere verrieten ihn jedoch durch ihr Schnattern - Ursprung des Brauchs, am Martinstag eine „Martinsgans“ zu verspeisen.
Berühmt ist auch die Szene, in dem der Soldat Martin in Amiens mit einem Bettler seinen Mantel teilt. Diese Legende ist Vorbild für den vielerorts stattfindenden Martinsumzug bzw. Martinsritt. Die dabei von Kindern (und Erwachsenen) getragenen Laternen gehen darauf zurück, dass der 11. November als letzter Festtag vor der strengen, früher sechswöchigen Adventszeit (Bußzeit) mit einer feierlichen Lichterprozession begangen wurde. Das Benediktionale (S. 79) schlägt für den Beginn oder das Ende des Umzugs eine Kinder- und Lichtsegnung vor.
Manuel Uder