Ölbergandacht

Als Ölbergandacht, Ölbergstunde, Ölberggedenken, Andacht von der Todesangst Christi, Not-Gottes-Andacht oder Heilige Stunde bezeichnet man eine Gruppe von Frömmigkeitsübungen, die meist an Donnerstagen in der Fastenzeit, vor allem aber am Gründonnerstag, gepflegt werden. Ihre thematische Grundlage finden sie alle in der neutestamentlichen Erzählung von der Todesangst Christi im Garten Getsemani (Mt 26,36-46; Mk 14,32-42; Lk 22,39-46).

Am Ort dieser Geschehnisse, dem Ölberg in Jerusalem, hat man das Gedächtnis der Todesangst Christi bereits in frühchristlicher Zeit mit Prozession, Lesungen, Hymnen und Gebeten begangen. Erst im Mittelalter brachten Kreuzfahrer diese Frömmigkeitsform nach Europa. Als wöchentliche Gebetsstunde an den Donnerstagen der Fastenzeit erlangte das Ölberggedenken, nun „Heilige Stunde“ genannt, durch Visionsberichte der heiligen Mystikerin Margareta Maria Alacoque (1647-1690) bis ins 20. Jahrhundert hinein eine weite Verbreitung. Ein noch heute sichtbares, künstlerisches Zeugnis hiervon legen die vielen Nachbauten der Ölbergszenerie innerhalb und außerhalb von Kirchengebäuden und Kapellen ab.

Auch in der Gegenwart werden in vielen Gemeinden noch Ölbergandachten gepflegt und oft mit einer Fastenpredigt, dem Rosenkranz oder einem szenischen Spiel verbunden. Zeitgemäße Beispiele, die Text und Musik sowie die Erzählungen der Evangelien mit Psalmbetrachtungen in eine Wechselbeziehung zueinander setzen, finden sich im GL (z. B. im diözesanen Eigenteil des Bistums Regensburg: GL 938) oder im zugehörigen „Dienstebuch“ (S. 40-43).

Manuel Uder

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