So einträchtig, wie sich heute Simon Petrus und Paulus von Tarsus den 29. Juni als Gedenktag im liturgischen Kalender teilen, so spannungsgeladen gestaltete sich offenbar ihr gegenseitiges Verhältnis zu Lebzeiten. Der Galaterbrief (Gal 2,11-14) etwa weiß von heftigen Auseinandersetzungen zu berichten, die sich an unterschiedlichen Konzepten für die Zukunft der Kirche entzündeten.
Über alle Gegensätze hinweg überwogen allerdings dann doch die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden „Apostelfürsten“: Ihr theologisch und pastoral gewichtiges Zeugnis für das Evangelium, ihr nachhaltiger Dienst am Aufbau der frühen Kirche, ihr gewaltsamer Tod in Rom während der Christenverfolgung unter Kaiser Nero. Bereits seit dem 3. Jahrhundert verehrte man daher Petrus und Paulus gemeinsam. Daran hat auch die Reform des liturgischen Kalenders 1969 nicht gerüttelt.
Wie nur wenige Heiligengedenktage besitzt das „Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus“ ein eigenes Messformular für die Vorabendmesse am 28. Juni. Dort und in den Messtexten des eigentlichen Festtags wird die unterschiedliche Sendung sowie die Bedeutung beider Apostel für die Kirche entfaltet.
Die Festtagspräfation fasst dies in meisterhafter Kürze zusammen: „Petrus hat als erster den Glauben an Christus bekannt und aus Israels heiligem Rest die erste Kirche gesammelt. Paulus empfing die Gnade tiefer Einsicht und die Berufung zum Lehrer der Heiden. Auf verschiedene Weise dienten beide Apostel der einen Kirche, gemeinsam empfingen sie die Krone des Lebens.“ (Messbuch II, 708f.)
Manuel Uder