Von wo aus sollen die Fürbitten vorgetragen werden? H. M.
Bei dieser Frage sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen:
- Wenn sich das Gebet recht bald an die Schriftverkündigung anschließt, ist der Ambo ein geeigneter Ort. Denn die Fürbitten wachsen aus dem gehörten Wort Gottes heraus, das die Gläubigen bewegt, sich im Gebet für die Sorgen und Nöte der Kirche und der Welt einzusetzen.
- Bei einer kleineren Feiergemeinde (z. B. Stundengebet, Andachten, Kindergottesdienste oder Sakramentenfeiern im kleinen Kreis) wäre es jedoch der Versammlung angemessener, wenn die Fürbitten vom Platz des Vorbeters aus gesprochen werden.
- Großen Symbolcharakter hat der Vortrag der Fürbitten „aus der Gemeinde heraus“. Dies hebt hervor, dass die Fürbitten das Gebet der Gläubigen, die oratio fidelium, sind. Hierzu kann das Mikrofon z. B. im Mittelgang stehen. Dies ist auch dann sinnvoll, wenn die Fürbitten als direkte Anrede an Gott oder Christus formuliert sind.
- Das Mikrofon des Vorstehers ist nicht geeignet, denn diejenigen, die die Fürbitten vortragen, stehen nicht der Feier vor (vgl. 1 Kor 12,4-11). Von möglichen Platzproblemen an diesem Ort abgesehen, könnte so auch der Eindruck entstehen, die Fürbitten seien kein eigenes Gebet der Gläubigen, sondern nur im Beisein eines Geistlichen gültig.
Christoph Neuert, Trier
Wo hat bei der Eucharistiefeier der Priesterstuhl zu stehen? Wir finden es nämlich nicht angebracht, dass der Stuhl direkt vor dem Tabernakel steht, da man so dem Herrn ja den Rücken zukehrt. Doch der Priester meinte hierzu, dass dies seit dem 2. Vatikanischen Konzil verbindlich sei. A.G.
Das einschlägige Dokument zu Ihrer Frage ist die „Allgemeine Einführung in das Messbuch" (AEM). Dort heißt es in Nr. 271:
„Der Sitz des Priesters hat dessen Dienst als Vorsteher der Gemeinde und dessen Aufgabe, das Gebet zu leiten, gut erkennbar zu machen. Besonders geeignet ist der Platz im Scheitelpunkt des Altarraumes, der Gemeinde zugewandt, sofern nicht die Gestalt des Raumes oder andere Gründe dagegen sprechen (wenn etwa der Kontakt zwischen Vorsteher und Gemeinde wegen zu großer Entfernung erschwert ist). Der Sitz darf nicht die Form eines Thrones haben."
In der Grundordnung für das Römische Messbuch, die in einer zukünftigen Neuausgabe des Messbuchs an die Stelle der AEM treten wird, ist dieser Text an der entsprechenden Stelle (Nr. 310) erweitert: „… sofern nicht die Gestalt des Gotteshauses oder andere Umstände dagegen sprechen, zum Beispiel wenn eine allzu große Entfernung die Kommunikation zwischen Priester und versammelter Gemeinschaft erschwert oder wenn der Tabernakel in der Mitte hinter dem Altar steht."
Von daher ergibt sich, dass ein Priestersitz unmittelbar vor dem Tabernakel nicht statthaft ist. Das 2. Vatikanum gibt für eine solche Lösung keinen Anhaltspunkt.
Eduard Nagel