Als Prozession (lat. procedere = voranschreiten, hinziehen) bezeichnet man allgemein das feierliche liturgische Geleit. Die Betonung liegt hierbei weniger auf dem Erreichen eines bestimmten Zieles - z. B. eines Heiligtums, wie es bei Wallfahrten üblich ist - als auf dem Prozess des gemeinsamen Voranschreitens und des Innehaltens an Stationen. Prozessionen werden durch Gesänge, Gebete und weitere Zeichenhandlungen ausgestaltet. Die mitgehenden Gläubigen drücken durch die Teilnahme ihre Verbundenheit mit Christus aus. Darüber hinaus haben im öffentlichen Raum stattfindende Prozessionen einen Bekenntnischarakter.
In der sonntäglichen Eucharistiefeier können mehrere Prozessionen stattfinden: Der Priester und die Assistenz ziehen mit dem Evangeliar und dem Kreuz durch den Mittelgang in die Kirche ein und am Schluss auf die gleiche Weise wieder aus. Das Evangeliar wird vom Priester oder Diakon, begleitet von Ministranten mit Kerzen und Weihrauch, vom Altar zur Verkündigung zum Ambo getragen. Zur Gabenbereitung bringen Gemeindemitglieder (meist Ministranten) die Gaben zum Altar. Verbreitete Formen von Prozessionen in der Öffentlichkeit sind die Fronleichnamsprozession mit dem Allerheiligsten, die Palmprozession am Palmsonntag sowie Segensprozessionen und Flurprozessionen, bei denen das Kreuz vorangetragen wird und bestimmte Orte (z. B. Felder) mit Weihwasser besprengt werden. Der bei Kindern beliebte Martinszug stellt ebenfalls eine Prozession dar.
Prozessionen verdeutlichen symbolhaft eine Kirche, die sich als pilgerndes Gottesvolk versteht, welches sich auf dem Weg zur Vollkommenheit, zu Christus, befindet.
Manuel Uder