Sand vom Strand. Eine Postkarte. Ein getrockneter Blumenstrauß. Ein Spielzeug aus Kindertagen. Die Fotos der Enkel auf der Kommode. Ein Buch mit Autogramm. Eine Haarlocke.
Gegenstände, die mit schönen Tagen zu tun haben und mit besonderen Menschen. Habseligkeiten. Wir behandeln diese Dinge mit Sorgfalt. Wir bewahren sie an besonderen Orten auf oder in besonderen Behältern. Manche verbergen wir. Manche zeigen wir selten vor. Manche stellen wir zur Schau. Ihr materieller Wert ist unbedeutend. Aber sie sind das Kostbarste, was wir haben.
Nichts anderes sind die Reliquien. Sie verbinden die Kirche auf der Erde mit den Heiligen, die einst gelebt haben und nun im Himmel sind. Es kann sich um ihre körperlichen Überreste handeln oder um Dinge, die in besondere Beziehung mit ihnen stehen, etwa ihre Kleider. Es gibt nicht nur Reliquien der Heiligen, die in ihrem Leben Christus imitiert haben, sondern auch Reliquien, die mit Christus selbst in Verbindung stehen. Ein Kleid. Ein Tuch. Ein Nagel.
Ihrem Ursprung nach steht die Verehrung der Reliquien in Verbindung mit dem Grab des Heiligen. Die frühen Christen behandelten die Leiber ihrer Toten mit großer Ehrfurcht. An den Gräbern der Märtyrer und der anderen Heiligen sah man sich eng mit ihnen verbunden. Bald entstanden die ersten Kirchen über den Gräbern. Die Heiligen wurden als Patrone angesehen und um ihre Fürsprache angerufen.
Im Mittelalter begann man, die Überreste der Heiligen auch in die Kirchen der Städte zu übertragen, um sie dort zu verehren. So entwickelte sich der Brauch, unter jedem christlichen Altar Reliquien beizusetzen.
Benjamin Leven