Sanctus

In jeder Messfeier wird es gesungen: das Sanctus. Zunächst betet der Zelebrant die Präfation, die Einleitung zum Hochgebet. Darauf antwortet die Versammlung mit dem Gesang:

„Heilig, heilig, heilig Gott, Herr aller Mächte und Gewalten.
Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit.
Hosanna in der Höhe.
Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.
Hosanna in der Höhe.“

Die ersten beiden Sätze dieses Rufs, der mit dem dreifachen „Heilig“ beginnt, stammen aus dem Alten Testament. Der Prophet Jesaja schildert eine Vision: Er sieht den Herrn auf einem Thron, der sich im Tempel befindet. Über ihm stehen Seraphim, sechsflügelige Engel. Sie rufen einander das „Heilig, heilig, heilig“ zu (Jes 6,1-3). Mit dem Sanctus stimmen die Christen also in den Gesang der Engel ein. Der Gottesdienst der Kirche auf der Erde verbindet sich mit der Liturgie im Himmel. Das bringt auch der Abschluss der Präfation zum Ausdruck, wo es heißt, dass die Versammelten den folgenden „Hochgesang“ gemeinsam mit den Engeln singen.

Der Ruf erklang schon im Synagogengottesdienst. Bald wurde er von den Christen übernommen. Es dauerte nicht lange, bis er ergänzt wurde durch den Zuruf des Volkes beim Einzug Jesu nach Jerusalem am Palmsonntag: „Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe“. Das Sanctus ist also ein „politischer“ Ruf: Die Christen machen deutlich, dass nicht irdische Mächte das letzte Wort haben, sondern Jesus Christus, der Gesalbte Gottes: Er ist der Herr und König, dem alles Lob gebührt.

Benjamin Leven

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