Mitunter stößt man in Kirchen auf Darstellungen einer gekreuzigten Frau, der „heiligen Kümmernis", auch Sankt Gehülfe bzw. Sankt Caritas oder Liberatrix („die Befreiende") oder Sankt Wilgefortis (von lat. virgo fortis - „tapfere Jungfrau"). Etwa seit dem 14. Jh. wurde mit diesen Namen eine angeblich selige Jungfrau bezeichnet, die allerdings weder als historische Person existierte noch je kanonisiert worden ist.
Es handelt sich um eine mythologische Figur, deren Bedeutung in ihren Namen anklingt: V.a. Frauen sahen in ihr ihre eigene Sorge, Fürsorge und Not verkörpert und flehten sie in allen Fällen weiblichen Kummers um Hilfe an. Ihre Legende reicht in ihren Wurzeln bis in die Frühzeit der Christianisierung Europas zurück: Eine zum Christentum bekehrte Prinzessin, die einen heidnischen portugiesischen Prinzen heiraten sollte, gelobte Jungfräulichkeit und betete um Entstellung ihrer Schönheit, woraufhin ihr ein Bart wuchs. Nachdem so die Vermählung gescheitert war, ließ ihr Vater sie kreuzigen.
Im Mittelalter wurde diese Legende mit den damals unverständlichen Triumphkreuz-Darstellungen in Verbindung gebracht, auf denen Christus als König mit ebenmäßigen Gesichtszügen, langem Haar und schönem Gewand zu sehen ist. Die Verehrung der „heiligen Kümmernis" verbreitete sich im Barock, wurde im 18. Jh. eingeschränkt und erlosch im 20. Jh. Als heilige Wilgefortis war sie (für Portugal, mit Fest am 20. Juli) bis zur Liturgie- und Kalenderreform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil im Römischen Martyrologium verzeichnet.
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