Neben der Weihe der eucharistischen Gaben für den kultischen Gebrauch kennt die Kirche seit ihrer Frühzeit die einfache Segnung von anderen Speisen, die der Sättigung des Hungers dienen. Christus selbst hat vor einem Sättigungsmahl ein Dankgebet gesprochen (Mt 15,36; Mk 8,6; Joh 6,11). Denn diese Speisen sind gute Gaben Gottes, des Schöpfers, und sollen nicht genossen werden, ohne dem Spender zu danken (1 Tim 4,3-5).
Die Segnung der Speisen geschah in der Nähe oder auch während des Hochgebets der Messe und drückte so die Verbindung des liturgischen Kultmahls mit dem gemeinsamen Sättigungsmahl der Gemeinde (Agape), mit dem familiären Mahl oder mit der Armenspeisung aus. Besonders im süddeutschen und im Alpenraum verbreitet ist die Speisensegnung an Ostern. Nach der Entbehrung bestimmter Speisen während der Fastenzeit sollten diese vor dem ersten Genuss an Ostern gesegnet werden.
Das heutige Segensgebet der österlichen Speisensegnung bittet um die Gegenwart Christi im familiären Ostermahl, um das eucharistische Ostermahl in der Hausgemeinschaft fortdauern zu lassen. Daneben gibt es im Segensbuch der Kirche weitere Formulare für Brotsegnungen sowie für Tischgebete und -segen in der Familie. Die Segensgebete bitten um die Teilhabe am ewigen Leben, um Sättigung des Hungers und um die Bereitschaft zu teilen oder um Gesundheit an Leib und Seele. Außerdem erkennen sie die menschliche Arbeit als Beitrag zum Gedeihen der Gaben an.
Christoph Neuert, Trier