Dem II. Vatikanischen Konzil war es ein besonderes Anliegen, die Tagzeitenliturgie als Gottesdienst des ganzen versammelten Volkes Gottes neu zu beleben.
Die Wurzeln des Stundengebetes liegen in der frühen Kirche. Sie knüpft damit an die jüdische Gebetstradition an. In der Apostelgeschichte heißt es: „Sie hielten fest an der Lehre der Apostel, am Brechen des Brotes und an den Gebeten" (Apg 2, 42). Ziel des Stundengebetes ist die „Heiligung des Tages".
In den beiden Hauptgebetszeiten am Morgen (Laudes) und am Abend (Vesper) bezeugt die feiernde Gemeinde die Gegenwart des österlichen Heils. Mit der aufgehenden Sonne empfangen wir den neuen Tag. Im Zeichen der Sonne gedenken wir der Auferstehung des Herrn, und feiern die Sonne unseres Heils. Am Abend, in die untergehende Sonne hinein, verabschieden wir uns von dem zu Ende gehenden Tag und gedenken des Todes Christi, des Abendopfers seines Lebens. In ihrem Aufbau sind diese beiden Gottesdienste bis heute so geblieben. Dieses Lobgebet war den frühen Christen neben dem sonntäglichen „Brotbrechen" Quelle und Nahrung für ihr spirituelles Leben.
In den späteren Jahrhunderten wurde die Tagzeitenliturgie immer mehr an die Kleriker und Klöster delegiert und als „Pflichtgebet" für diese verstanden. Gleichzeitig entwickelte sich in den Pfarrgemeinden die Volksliturgie und das Volksbrauchtum: Maiandacht, Herz-Jesu-Andacht, Kreuzweg, Rosenkranz usw. Vielerorts entstanden entsprechende Bruderschaften (Rosenkranz-, Herz-Jesu-, Guter Tod-Bruderschaft…), die die betreffende Form besonders pflegten.
Sr. Konstantia Auer
Ludwig Penz