Die Vesper (lat. = Abend) ist das abendliches Lobgebet und zusammen mit den Laudes Angelpunkt des täglichen Stundengebetes (Liturgiekonstitution SC 100). Die Vesper hat einen den Laudes vergleichbaren Aufbau. Anstelle des Benedictus in den Laudes tritt der Lobgesang Mariens, das Magnificat ("Meine Seele preist die Größe des Herrn …", Lk 1, 46-55). Von besonderer Bedeutung ist das Licht. Da das Dunkel der Nacht naht, werden zu Beginn der Vesper oft Kerzen an der Osterkerze entzündet (siehe Lucernar), um so Jesus als das wahre Licht herauszustellen. Es wird des vergangenen Tages gedacht und sein Werk in den Fürbitten vor Gott getragen.
Der Abend war im alttestamentlichen Israel die Zeit des Abendopfers, insbesondere des Paschaopfers. Nach christlicher Überlieferung wurde zu dieser Tageszeit der Leichnam Jesu vom Kreuz abgenommen (Joh 19,31-42). Entsprechend fand die Pietà, die Darstellung Mariens mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß, im Mittelalter als Vesperbild Verehrung.
Am Vorabend von Sonn- und Festtagen wird die 1. Vesper zum Fest gefeiert und am Abend desselben die 2. Vesper. Dies entspricht der jüdischen Tradition, einen Tag mit seinem Vorabend zu beginnen.