Bezeichnung für das nächtliche Gebet, sowohl privat als auch in der Gemeinde.
a) Gemeindevigil
Entwickelte sich aus dem Brauch ausgedehnter Schriftlesung und Gebetswache vor einem Fest, insbesondere dem Osterfest bzw. als Totenwache ("Totenvigil"). Im Laufe des Mittelalters werden die gemeindlichen Vigilien immer weiter vorverlegt, schließlich bis zumMorgen des Vortages eines Festes. So wurde die Ostervigil am Morgen des Karsamstag abgehalten. In den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde diese Fehlentwicklung korrigiert und die Ostervigil als Oster-Nacht wiederhergestellt. "Vigil-Messe" heißt seither auch die Messe, die am Vorabend eines Hochfestes als Festmesse gefeiert werden kann.
b) Vigil als Hore des Stundengebets
Die asketische bzw. monastische Praxis des täglichen (mitter)nächtlichen Vigil-Gebetes mit Unterbrechung des Schlafes wird bereits bei Benedikt abgemildert und die Vigil mit der Matutin, dem frühen Mor- gengebet vor den Laudes, verschmolzen: "So kann man etwas länger als die halbe Nacht ruhen und steht unbeschwert auf" (Regula Benedicti 8, 2; je nach Jahreszeit bedeutet das eine Nachtruhe von 5 Stunden im Sommer, bis zu 9 Stunden im Winter). Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird die aus der monastischen Tradition übernommene Vigil durch die zeitlich nicht gebundene Lesehore ersetzt, die aber vor Festen zu einer Vigil erweitert werden kann.