Fehlinformationen, Missverständnisse und falsche Praxis
Beim Verbrennen von Weihrauch können in geringem Maße gesundheitsbedenkliche Benzpyrene (wie bei der Produktion von Teer) entstehen, die jedoch zur längeren Lagerfähigkeit von z. B. Fleisch und Fisch beitragen. In offiziell genehmigten Maßen finden sich diese Räucherstoffe z.B. in Speck und Räucherlachs. Bezüglich des Weihrauchs sind dazu allerdings irreführende Angaben aus älteren schriftlichen Diskussionen im Umlauf. Dabei wird der Weihrauch in der Kirche mit jenem in fernöstlichen Tempeln mehr oder weniger gleichgesetzt. So wird im Internet ausgerechnet in Wikipedia auf eine taiwanesische Studie in einem Tempel verwiesen, bei der eine Benzpyren-Konzentration festgestellt wurde, die 40-mal so hoch war wie in tabak-verrauchten Wohnungen. Damit aber lässt sich der Gebrauch von Weihrauch in katholischen Kirchen in Europa gerade nicht vergleichen, sowohl was Inhalt und Menge als auch die Art und Weise des Umgangs damit (dort werden Räucherstäbchen verbrannt) angeht.
Was den Feinstaub anlangt, kann man sagen, dass die Belastung in der Kirche sicher nicht höher ist als bei einem kurzen Aufenthalt an einer normal befahrenen Landstraße.
Richtige Anwendung
Ganz besonders wichtig scheint die Handhabung: Der Weihrauch soll gerade nicht verbrennen, sondern nur schmoren und das nur zwecks des Harz-Duftes und nicht zum Zweck einer - wie z. B. im Mittelalter bewusst gewollten - Desinfektion von Kirchen.
Falsches Räuchern bringt unangenehme Gerüche und das zu lange Räuchern erhöht die Feinstaubkonzentration. Mit echtem Weihrauch geht man am besten so um: Man lässt die Glühkohle durchglühen, bis sie zur Gänze rotglühend ist. Dann nimmt man nicht zu viele Harzkörner guter Qualität, also größere Körner; denn je kleiner sie sind, umso staubiger sind sie und damit umso schlechter. Diese werden kurz auf die glühende Kohle gelegt, sodass nur der herb-zitronig-krautige Duft entsteht. Man soll nicht warten, bis das ganze Korn geschmolzen oder gar schwarz ist - sonst kommt es zu unangenehmen Gerüchen (wie nach angebrannter Milch/Karamel) und zu unnötiger Rauchbelastung.
Sobald der frische Duft in einen dumpfen umschlägt, ist das Räuchergut von der Kohle zu schaben und die Kohle erneut zum Glühen zu bringen (z.B. durch Luftzug).
Vor dem erneuten Auflegen von Räuchergut ist sicherzustellen, dass kein altes verbranntes Gut auf der Kohle liegt und dass diese wieder gut durchgeglüht ist.
Wenn der beräucherte Raum anschließend gut durchlüftet wird, bleibt der Duft im Raum und der Staub vergeht.
Man kann auch auf die Räucherkohle verzichten und das Harz auf heiße Platten legen; allerdings verändert dies den Duft.
Dr. Michael Plank, Religionspädagoge und Fachmann für sinnenhafte Dimension des Glaubens