Gestufte Feierlichkeit

„Es läutet in die Sonntagshosen" sagte man früher, wenn am Samstagabend der Sonntag eingeläutet wurde. Tatsächlich war dies in vielen Häusern das Signal, Werkzeug wegzulegen, zu baden und frische Wäsche anzuziehen. Ältere mögen sich noch erinnern, dass man neben dem Sonntagsstaat auch ein besonderes Festtagsgewand hatte: Männer statt des gewöhnlichen Hutes Melone oder Zylinder, auf jeden Fall eine besondere Krawatte, Frauen ein Kostüm, einen bestimmten Hut. Ähnlich war es bei Tisch: Damast statt Wachstuch, Goldrandgeschirr statt Steingut, Silber statt Blechbesteck.

Das alles gab dem Sonntag und den hohen Festen Profil, schuf Abwechslung, weckte Vorfreude und ließ Feiertage als echte Feste erfahrbar werden. Der Wohlstand hat hier vieles eingeebnet und dem Exklusiven seinen besonderen Glanz geraubt. Auch in der Liturgie: Natürlich ist es gut, dass die „stille" Messe abgelöst wurde von einer Feier, bei der Wort Gottes und Gebet verstehbar sind. Und es ist gut, dass liturgischer Gesang heute nicht mehr nur im „Aufführen" klassischer Messen und Motetten besteht. Dorthin wollen wir sicher nicht zurück.

Aber hat die oft beklagte Eintönigkeit von Gottesdiensten nicht auch damit zu tun, dass tatsächlich allzu viel immer gleich ist? Die immer gleichen drei Kerzen auf dem Altar, dazu ein Blumengesteck - sind sie nicht öde? Jahraus, jahrein der gleiche Teppich vor dem Altar, die gleichen Register der Orgel, die gleiche Beleuchtung, die gleichen Gewänder - wie erlebt man da, dass Pfingsten anders ist als die Sonntage danach? Ein Fest wird zum Fest durch das Besondere, das nur hier und jetzt stattfindet. Vorfreude entsteht aus der Erwartung des Einzigartigen, das sonst nie zu haben ist.

Eine Ordnung aufstellen

Es hat sicher keinen Zweck, in Nostalgie zu schwelgen. Das Ausgraben alter Bräuche oder Gegenstände kann Akzente setzen; es kann aber auch bisweilen lächerlich wirken. Wichtiger wäre die Fixierung einer festen Ordnung aufgrund von Fragen wie:

  • Was sind Mindeststandards an Werktagen / Sonntagen / Hochfesten?
  • Welche Anlässe oder Kirchenjahreszeiten können mit besonderen, alljährlich wiederkehrenden, aber ihnen reservierten Akzenten verbunden werden?

Was Festlichkeit erzeugt:

  • Raum: Ausstattung mit Teppichen, Fahnen, Tüchern, Blumenschmuck, Beleuchtung …;
  • Gegenstände: Bilder oder Figuren, die durch Ortswechsel, Blumen oder Kerzen hervorgehoben werden; Osterkerze, Apostelleuchter …;
  • Personen: Anzahl derer, die einen Dienst tun: Lektor/innen für jede Lesung und für die Fürbitten, Ministrant/innen für einzelne Funktionen (Assistenz, Kreuzträger/in, Weihrauch und Schiffchen, Flambeauträger/innen, Statisten), Kantor/in, Psalmsänger/in, Schola, Diakon/e, (Kon-)Zelebranten;
  • Gewänder, die nur bei bestimmten Gelegenheiten verwendet werden; Kleidung derer, die in Zivil ihren Dienst tun; Kleidung der Mitfeiernden („Sonntagsstaat");
  • musikalische Gestaltung: Orgelspiel, andere Instrumente, mehrstimmiger Gesang; Gesänge, die fest mit bestimmten Anlässen verbunden sind.
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