Schwellenländern und vor allem auch die Länder der ehemaligen »Zweiten Welt« des zusammengebrochenen kommunistischen Machtbereichs, erhielten die Chance, mit billiger als in den Industriestaaten produzierten Produkten Anschluss an den Weltmarkt zu finden.
Verlierer der Globalisierung
Die »Dritte Welt« hingegen, die Entwicklungsländer, die nicht über soziale Sicherungssysteme verfügten, waren die Verlierer der Globalisierung, die hier in der Regel eine Verschlechterung aller Lebensbedingungen bewirkte. Zudem ist mit dem Ende des Kalten Krieges 1991 das strategische Interesse des Westens an den Entwicklungsländern und damit auch die finanzielle Unterstützung zurückgegangen. Die 1990er-Jahre, als die erste Nachkriegsdekade des Kalten Krieges, waren deswegen auch das Jahrzehnt einer verheerenden globalen Armutskrise. Eine Folge davon war das massive Anwachsen des radikalen Islamismus, der sich zunehmend als Kämpfer für die Interessen der Dritten Welt zu etablieren suchte. Sein extremster Ausdruck, der Terrorismus, trat der Weltöffentlichkeit nie so deutlich vor Augen wie am 11. September 2001, als islamistische Terroristen in den USA vier Passagierflugzeuge kaperten und sie als fliegende Bomben in das Pentagon in Washington und das World Trade Center in New York steuerten.
Amerikanisierung in Kultur und Konsum
In kultureller Hinsicht bewirkte der Prozess der Globalisierung v. a. eine weltweite Vereinheitlichung des Konsumverhaltens und der Medienkultur nach westlichem Vorbild. Dies bezog sich jedoch vor allem auf die westlichen Industriestaaten und die demokratisierten Gesellschaften des ehemaligen sozialistischen Blocks. Eine teilweise gegenläufige Entwicklung war jedoch in zahlreichen außereuropäischen Gesellschaften und v. a. im islamischen Kulturkreis zu verzeichnen. Während sich einerseits in vielen arabischen Staaten Mittelschichten herausbildeten, die einen westlich-liberalen Lebensstil pflegten, hatten andererseits auch solche Strömungen Zulauf, die eine Rückkehr zu traditionellen Werten, die Pflege des islamischen Rechts und eine klare Positionierung gegen die USA und Europa als Zentren der »Dekadenz« forderten.
Edward Said und Samuel Huntington
Dass es in der wechselseitigen Wahrnehmung beider Seiten durchaus zu Verzerrungen kam, zeigte deutlich der Anglist und Komparatist Edward Said in seinem Buch »Orientalismus«, während der Politikwissenschaftler Samuel Phillips Huntington davor warnte, die Bedrohung des Westens durch die arabische Welt zu unterschätzen; er sprach von einem »Kampf der Kulturen« (Clash of Civilizations) zwischen Orient und Okzident, der seiner Ansicht nach die weitere politische Auseinandersetzung des 21. Jahrhunderts entscheidend prägen wird.
Unabhängig davon, ob man Huntingtons Diagnose zustimmt oder nicht: Es liegt auf der Hand, dass eine weitere Vereinheitlichung von Lebensstilen und Konsumkulturen zunächst innerhalb des westlichen Kulturkreises zu erwarten ist; es ist aber offen, wie sich die Kulturen der arabischen Welt, des fernen Ostens und des afrikanischen Kontinents südlich der Sahara zu diesen Entwicklungen verhalten werden. Es bleibt abzuwarten, ob die wirtschaftliche Globalisierung auch eine kulturelle Globalisierung mit sich bringen wird.
Die Geschichte der Weltreligionen
Religionsverteilung um 1900 mit Zahl der Angehörigen
- Christentum: 560 Millionen
- Islam: 200 Millionen
- Hinduismus: 200 Millionen
- Buddhismus: 130 Millionen
- Judentum: 12 Millionen
Religionsverteilung um 1970 mit Zahl der Angehörigen
- Christentum: 1,2 Milliarden
- Islam: 550 Millionen
- Hinduismus: 460 Millionen
- Buddhismus: 235 Millionen
- Judentum: 15 Millionen
Religionsverteilung um 1990 mit Zahl der Angehörigen
- Christentum: 1,8 Milliarden
- Islam: 1,0 Milliarden
- Hinduismus: 690 Millionen
- Buddhismus: 325 Millionen
- Judentum: 14 Millionen
Religionsverteilung 2009 mit Zahl der Angehörigen
- Christentum: 2,1 Milliarden
- Islam: 1,3 Milliarden
- Hinduismus: 850 Millionen
- Buddhismus: 375 Millionen
- Judentum: 15 Millionen
Die Päpste von 1903 bis heute
- Pius X.: 1903 − 1914
- Benedikt XV.: 1914 − 1922
- Pius XI.: 1922 − 1939
- Pius XII.: 1939 − 1958
- Johannes XXIII.: 1958 − 1963
- Paul VI.: 1963 − 1978
- Johannes Paul I.: 1978
- Johannes Paul II.: 1978 − 2005
- Benedikt XVI.: 2005 − 2013
- Franziskus: seit 2013
Quelle: DER GROSSE PLOETZ ATLAS ZUR WELTGESCHICHTE, 2009, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht