Ab Herbst 1945 ordneten die Besatzungsmächte in den einzelnen Zonen nach ihren jeweiligen politischen Vorstellungen die Verwaltung neu. Ergebnis dieser Prozesse war die Bildung der späteren Bundesländer, die sich zwischen 1945 und 1947 vollzog.
Politischer und wirtschaftlicher Wiederaufbau
Um die neuen politischen Gebilde zu strukturieren und zu stabilisieren, ließen die Besatzungsmächte bereits ab 1945 die Bildung neuer politischer Parteien bzw. die Wiederbelebung einiger bereits vor den Krieg existierender Parteien zu – mit Ausnahme der NSDAP, die verboten wurde. Eine Annäherung fand in den Westzonen ab 1946 statt, als Großbritannien und die USA die Verwaltung ihrer Besatzungszonen zu einer »Bizone« zusammenführten. Dadurch wurde insbesondere der wirtschaftliche Aufschwung begünstigt.
BRD und DDR
Im Jahre 1948 beschlossen die westlichen Alliierten eine Währungsreform für die Westzonen und führten die Deutsche Mark als Zahlungsmittel ein. Als Reaktion darauf ordnete die Sowjetunion die totale Blockade der Westsektoren Berlins an, und die Stadt musste über elf Monate hinweg mittels einer Luftbrücke versorgt werden. Die bevorstehende Spaltung Deutschlands in zwei Staaten war zu diesem Zeitpunkt bereits Realität. So gründeten sich im Jahre 1949 zwei deutsche Staaten, die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Die BRD konstituierte sich als parlamentarische Demokratie, und am 14. August 1949 fanden die ersten Bundestagswahlen statt. Eine weitere Säule der freiheitlich demokratischen Grundordnung, das Recht zur Gründung freier Gewerkschaften, entstand mit der Gründung des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Jahre 1949.
Deutschland als Front des Kalten Krieges
Die doppelte deutsche Staatsgründung in Ost und West spiegelte die Ost-West-Spaltung der Welt wider, die sich in der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre unter der Führung der USA und der Sowjetunion zu einem »Kalten Krieg« ausweitete und eine Zusammenarbeit über die Blockgrenzen hinweg praktisch unmöglich machte. Die Errichtung staatlicher Strukturen sowie die Währungsreform in Westdeutschland waren Voraussetzungen für die Gewährung von Wirtschaftshilfe durch die USA im Rahmen des Marshallplans, die maßgeblich zum ökonomischen Wiederaufbau (»Wirtschaftswunder«) und zur politischen Stabilität der Bundesrepublik beitrug. Bundeskanzler Konrad Adenauer sah in der damit verbundenen Westintegration, die bald auch institutionelle Gestalt annahm, die einzige Möglichkeit, der sowjetkommunistischen Bedrohung zu widerstehen und die freiheitlich-demokratische Grundordnung im westlichen Teil Deutschlands zu sichern. Dem Vorwurf, dass diese Politik die deutsche Teilung vertiefe, begegnete er mit der Behauptung, nur eine »Politik der Stärke« werde letztlich eine Wiedervereinigung in Freiheit ermöglichen, weil eine politisch stabile, wirtschaftlich prosperierende und außenpolitisch gesicherte Bundesrepublik auf die DDR wie ein Magnet wirke (»Magnet-Theorie«). In der DDR hingegen waren die Jahre ab 1949 gekennzeichnet durch eine diktatorisch-bürokratische Herrschaftsausübung der SED in enger Anlehnung an die Sowjetunion. Die formal noch demokratische Verfassung von 1949 wurde dadurch von Anfang an ausgehöhlt. Die gesamte politische Macht war praktisch bei der SED konzentriert, die nicht nur das Geistesleben nach den Normen und Vorstellungen des Marxismus-Leninismus stalinistischer Prägung auszurichten suchte, sondern auch eine zentral geleitete Planwirtschaft errichtete, in der das staatliche und genossenschaftliche Eigentum rasch anwuchs.
Chronologie
1945, 17. Juli − 2. August: Auf der Potsdamer Konferenz einigen sich die Siegermächte hinsichtlich der Behandlung des Deutschen Reiches. Die vier Siegermächte übernehmen die oberste Regierungsgewalt in Deutschland. Deutschland soll völlig entwaffnet und entmilitarisiert werden. Die NSDAP und die ihr angeschlossenen Organisationen werden zerschlagen, Kriegsverbrecher verhaftet und bestraft. Die Deutschen werden »umerzogen«. Politische und wirtschaftliche Strukturen werden dezentralisiert. Jede der Siegermächte soll ihre Reparationswünsche aus ihrer eigenen Besatzungszone befriedigen. Dennoch soll Deutschland wirtschaftlich als Einheit bestehen bleiben. Die Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie werden vom Reich abgetrennt und an Polen übergeben.
1946, 30. September − 1. Oktober: Verkündung der Urteile im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Zwölf Angeklagte werden zum Tode verurteilt, sieben zu erheblichen Freiheitsstrafen, drei werden freigesprochen. An den Hauptkriegsverbrecherprozess schließen sie zwölf »Nachfolgeprozesse« an, insbesondere gegen Diplomaten, Militärs, Wirtschaftsführer und Juristen.
1945, 5. − 7. Oktober: Wiedergründung der Sozialdemokratischen Partei (SPD) in den Westzonen in Hannover, Kurt Schumacher (1895–1952) wird erster Nachkriegsvorsitzender in den Westzonen.
1946, 6./7. Januar: Gründung der Freien Demokratischen Partei (FDP) in der britischen Zone in Opladen
1946, 21./22. Januar: Konrad Adenauer wird erster Vorsitzender der neu gegründeten Christlich-Demokratischen Union (CDU) in der britischen Zone in Herford.
1946, 21./22. April: Auf dem Vereinigungsparteitag der KPD und der SPD in Berlin schließen sich die beiden Parteien in der sowjetischen Zone zur Sozialistischen Einheitspartei (SED) zusammen.
1947, 1. Januar: Die Vereinigung der britischen und amerikanischen Zone zur Bizone tritt in Kraft.
1949, 8. Mai: Genau vier Jahre nach der Kapitulation nimmt das Plenum des Parlamentarischen Rates das Grundgesetz an. Bonn wird provisorische Bundeshauptstadt. Am 23. Mai ist der Staatsgründungsprozess mit der Verkündung des Grundgesetzes abgeschlossen.
1949, 7. Oktober: In der sowjetischen Zone entsteht die Deutsche Demokratische Republik. Damit ist die Teilung Deutschlands auf Jahrzehnte zementiert.
Die Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
- Konrad Adenauer (CDU) 1949 − 1963
- Ludwig Erhard (CDU) 1963 – 1966
- Kurt Georg Kiesinger (CDU) 1966 − 1969
- Willy Brandt (SPD) 1969 − 1974
- Helmut Schmidt (SPD) 1974 − 1982
- Helmut Kohl (CDU) 1982 − 1998
- Gerhard Schröder (SPD) 1998 − 2005
- Angela Merkel (CDU) seit 2005
Die Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland
- Theodor Heuss (FDP) 1949 − 1959
- Heinrich Lübke (CDU) 1959 − 1969
- Gustav Heinemann (SPD) 1969 − 1974
- Walter Scheel (FDP) 1974 − 1979
- Karl Carstens (CDU) 1979 – 1984
- Richard von Weizsäcker (CDU) 1984 − 1994
- Roman Herzog (CDU) 1994 − 1999
- Johannes Rau (SPD) 1999 − 2004
- Horst Köhler (CDU) 2004 − 2010
- Christian Wulff (CDU) 2010 − 2012
- Joachim Gauck (parteilos) 2012 − 2017
- Frank Walter Steinmeier (SPD) seit 2017
Quelle: DER GROSSE PLOETZ ATLAS ZUR WELTGESCHICHTE, 2009, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht