Die Ententemächte Frankreich und England einigten sich im Sykes-Picot-Abkommen vom Mai 1916 auf die Abgleichung ihrer Interessensphären in der Region und leiteten nach dieser Vereinbarung auch die Gestaltung der Nachkriegsordnung ein. Danach erhielt Frankreich den Libanon und Syrien, Großbritannien vor allem Jordanien und den künftigen Irak. Palästina wurde gemäß der Balfour-Deklaration 1917 als neue Heimstatt der Juden vorgesehen. Das Osmanische Reich hatte die Hegemonie der Westmächte zunächst einmal mehr oder weniger komplett im Friedensvertrag von Sèvres 1920 zu bestätigen. Da durch die Begünstigung der Griechen auch in Kleinasien die Integrität der Restgebiete verloren zu gehen schien, lehnte die neue Regierung in Ankara das Vertragswerk indes ab und erreichte durch zähen Kampf und westlich orientierte Reformen die Bestandswahrung. Aus den verbliebenen Gebieten entstand dann die moderne Türkei.
Frankreich und Großbritannien im Nahen und Mittleren Osten
Die anderen Gebiete wurden gemäß der Vereinbarungen von 1916 als »Völkerbundsmandate« an Frankreich und Großbritannien zugeteilt. Das Erbe, das beide Mächte im Nahen und Mittleren Osten damit antraten, erwies sich jedoch recht rasch als höchst problematisch. Es kam in der Folge immer wieder zu Insurrektionen und Aufständen, die die Mandatsmächte nicht nachhaltig in den Griff bekamen. So erhoben sich 1920 fast alle Stämme und Gruppen in Mesopotamien und brachten die britische Herrschaft dort fast zum Einsturz. Auch in der Folge kam das Land nicht zur Ruhe. Die Entscheidung, den Irak als erstes Mandatsland 1932 in die Unabhängigkeit zu entlassen, kam maßgeblich auch aufgrund innenpolitischen Drucks in Großbritannien selbst zustande. In der Folge ging die Macht auf die irakische Regierung über, die allerdings meist unter britischem Einfluss stand. Erst im Jahre 1958 endete die britische Hegemonie, nachdem das Königshaus und seine an Großbritannien orientierten Politiker in einem blutigen Offiziersputsch getötet wurden. Verschärfter stellte sich die Situation in Palästina dar, wo die Briten schon Mitte der 1930er-Jahre de facto am Ende ihrer Möglichkeiten waren und dann 1947/48 das Feld räumten. Syrien und der Libanon, die unter französischer Herrschaft standen, wurden nach wechselvollen Kämpfen im Jahre 1946, als die Franzosen ihre Truppen abzogen, unabhängig.
Der türkische Befreiungskrieg unter Kemal Atatürk
Die heutige Türkei entstand in der Zeit zwischen 1919 und 1923 aus den Ruinen des Osmanischen Reiches, dies allerdings erst nach massiven Konflikten und Kämpfen. Die Sieger des Ersten Weltkrieges, allen voran Briten und Franzosen, hatten nicht nur die Gebiete auf der Arabischen Halbinsel besetzt und aufgeteilt, sondern auch die türkischen ›Kernlande‹ in Kleinasien. Die entsprechenden völkerrechtlichen Grundlagen wurden im Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920 gelegt, in dem das Osmanische Reich auf einen Rumpfstaat in Anatolien reduziert werden sollte. Die Briten kontrollierten zusammen mit den Franzosen den Bosporus, die Griechen hatten Teile der Küste der Ägäis um Izmir besetzt, die Franzosen erhoben Anspruch auf Kilikien im Südosten des Landes und die Italiener hatten sich im Südwesten festgesetzt. Außerdem sollten im Osten ein armenischer Staat und ein autonomes bzw. unabhängiges Kurdengebiet entstehen. Dagegen erhob sich allerdings massiver Widerstand der Türken, dem sich auch zahlreiche Offiziere anschlossen. Mustafa Kemal Pascha (»Atatürk«) rief am 19. Mai 1919 von Samsun an der Schwarzmeerküste aus zum Widerstand gegen die Besatzungsmächte auf und leitete damit den türkischen Befreiungskrieg ein, der bis 1923 dauerte und mit der Etablierung der Republik Türkei in den heutigen Grenzen endete. Im Verlauf dieses Krieges mussten die Besatzungsmächte schließlich allesamt abziehen – nicht zuletzt, weil Öffentlichkeit und Gesellschaft weder in Großbritannien, Frankreich und Italien so kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs noch für einen neuen größeren Krieg zu begeistern waren. Im September 1922 bedrohten die Türken die britischen und französischen Truppen an den strategisch wichtigen Dardanellen. Die Franzosen zogen sich daraufhin zurück, die Briten verständigten sich mit den Türken. In der britischen Heimat stürzte Premierminister Lloyd George wegen dieser Krise. Der Rückzug der Besatzungsmächte bedeutete gleichzeitig auch das Ende der ehrgeizigen Staatsprojekte der ethnischen Minderheiten in den östlichen Gebieten der Türkei. Kemal Atatürk, der sich auf breite Unterstützung in der Bevölkerung und ein loyales Offizierskorps stützen konnte, gelang nun bald die Konsolidierung. Am 29. Oktober 1923 wurde die türkische Republik ausgerufen. Im Vertrag von Lausanne vom 24. Juil 1923 waren unter Revision des Vertrages von Sèvres die Grenzen neu festgelegt worden. Ein letzter Versuch, die Kurdengebiete im Nordirak noch in den türkischen Staat zu integrieren, scheiterte infolge des Widerstandes der Briten, die dazu auch die Royal Air Force einsetzten. Im Vertrag von Montreux vom 20. Juli 1936 erhielt die Türkei die volle Souveränität über die Meerengen zurück.
Die Sultane des Osmanischen Reiches
- Osman I. 1299 − 1326
- Orhan 1326 − 1360
- Murad I. 1360 − 1389
- Bayezid I. 1389 − 1403
- Mehmed I. çelebi 1403 − 1421
- Murad II. 1421 − 1451
- Mehmed II. Fatih 1451 − 1481
- Bayezid II. 1481 − 1512
- Selim I. 1512 − 1520
- Süleyman II. 1520 − 1566
- Selim II. 1566 − 1574
- Murad III. 1574 − 1595
- Mehmed III. 1595 − 1603
- Ahmed I. 1603 − 1617
- Osman II. 1617 − 1622
- Mustafa I. 1622 − 1639
- Murad IV. 1639 − 1640
- Ibrahim 1640 − 1648
- Mehmed IV. 1648 − 1689
- Süleyman III. 1689 − 1691
- Ahmed II. 1691 − 1695
- Mustafa II. 1695 − 1703
- Ahmed III. 1703 − 1730
- Mahmud I. 1730 − 1754
- Osman III. 1754 − 1757
- Mustafa III. 1757 − 1774
- Abdülhamid I. 1774 − 1789
- Selim III. 1789 − 1807
- Mustafa IV. 1807 − 1808
- Mahmud II. 1808 − 1839
- Abdülmecid I. 1839 − 1861
- Abdülaziz 1861 − 1876
- Murad V. 1876 − 1904
- Abdülhamid II. 1904 − 1909
- Mehmed V. 1909 − 1918
- Mehmed VI. 1908 – 1922 (abgesetzt)
Bevölkerungsentwicklung in Palästina 1850 − 1946
Christen
- 1850: ca. 35.000
- 1880: ca. 45.000
- 1914: ca. 70.000
- 1922: ca. 70.000
- 1931: ca. 80.000
- 1946: ca. 140.000
Muslime
- 1850: ca. 280.000
- 1880: ca. 385.000
- 1914: ca. 570.000
- 1922: ca. 630.000
- 1931: ca. 770.000
- 1946: ca. 1.200.000
Juden
- 1850: ca. 15.000
- 1880: ca. 30.000
- 1914: ca. 35.000
- 1922: ca. 100.000
- 1931: ca. 170.000
- 1946: ca. 420.000
Quelle: DER GROSSE PLOETZ ATLAS ZUR WELTGESCHICHTE, 2009, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht