Die Kolonialreiche zwischen den Weltkriegen

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war eine Art Zwischenphase, die als Vorspiel zur Dekolonisierung nach 1945 betrachtet werden kann.

Die Kolonialreiche zwischen den Weltkriegen
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Das Kolonialreich Deutschlands und erhebliche Gebiete des Osmanischen Reiches wurden unter die Aufsicht des Völkerbundes gestellt, der sie dann als Mandate an die beiden Hauptkolonialmächte Frankreich und Großbritannien weitergab. Zwar gehörten diese Länder (v. a. Syrien, Irak, Palästina, Kamerum, Tanganjika, Namibia) damit völkerrechtlich nicht zum Bestand der Mandatarmächte, jedoch hatten sie faktisch die Kontrolle über sie. Letztlich gehörten sie damit zu deren Kolonialreichen.

Ägypten wird unabhängig

Doch gerade in den arabischen Staaten entwickelten sich recht rasch nationalistische Bewegungen bzw. Aufstände, die dann zu ersten Loslösungen führten, wie in Ägypten, das die Briten unter dem Eindruck des Kriegsausbruches 1914 in ein direktes Protektorat verwandelt hatten. Dort kam es zu Aufständen und Streiks, die zur offiziellen Unabhängigkeit Ägyptens im Jahre 1922 führten. Wie so oft aber war vorher ausgehandelt worden, dass britische »Berater « der ägyptischen Regierung zur Seite standen und auch eine britische Garnison bestehen blieb. Die faktische Unabhängigkeit erlangten die Ägypter erst im Jahre 1956.

Großaufstand im Irak

Im Irak, der als Staat erst nach 1918 gegründet wurde und durch die Vermischung gegensätzlicher ethnisch-religiöser Gruppen (Schiiten, Sunniten, Kurden) ein hohes Problempotenzial in sich trug, kam es im Jahre 1920 zu einem Großaufstand, der die britische Herrschaft fast zum Einsturz gebracht hätte. Nur mit großen Mühen konnte die Insurrektion niedergeschlagen werden. Dennoch breiteten sich die Unabhängigkeitsbestrebungen im British Empire immer weiter aus.

Mahatma Ghandi

Insbesondere in Indien, dem eigentlichen Kernland des Empire außerhalb Europas, geriet die britische Herrschaft langsam und nachhaltig ins Wanken, als sich ab 1920 eine starke Unabhängigkeitsbewegung unter Mohandas Karamchand (»Mahatma«) Gandhi entwickelte. Diese basierte im Wesentlichen auf zivilem Ungehorsam, nicht auf militärischer Gewalt. Dagegen waren die Briten langfristig machtlos. Parallel zu den Unabhängigkeitsbewegungen vor allem in Asien entfernten sich auch die ›weißen‹ Kolonien (»Dominions«) vom ehemaligen Machtzentrum des Empire, dies jedoch nicht durch Kampf oder Aufstand, sondern durch Verhandlungen.

Das Westminster-Statut

Im Jahre 1931 erließ das britische Parlament das Statut von Westminster, das den Dominions (z. B. Südafrika, Irland, Kanada, Neuseeland, Australien) das Recht zur eigenen Gesetzgebung zusprach. Damit waren diese Staaten de facto unabhängig. Die ehemaligen Kolonien stellten sich zu Beginn des Zweiten Weltkrieg dann fast vollständig auf die Seite Londons.

Quelle: DER GROSSE PLOETZ ATLAS ZUR WELTGESCHICHTE, 2009, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht

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