Die Welt um 1914

Im Vergleich zu 1830 suggerieren auf der Weltkarte von 1914 kräftige Farben einen inzwischen stattgefundenen Eroberungs-, Abrundungs- und Konsolidierungskurs, der – so schien es – zu einem festgefügten Verteilungszustand geführt hatte.

1914
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Der Imperialismus Russlands, Großbritanniens, Frankreichs und der USA

Besonders auffällig war Russland, das seinen Expansionskurs mit der Erwerbung der Kamschatka, Transkaspiens und der Amur-Region fortgesetzt hatte, bis es durch die Niederlage im Japanisch-Russischen Krieg von 1905 gestoppt wurde. Das britische Empire stellte hingegen – ausgehend von England selbst – eine symmetrische globale Achse dar, gebildet von den Erwerbungen in Afrika seit 1880 (»Kap-Kairo-Linie«), um die sich die kolonialen Festungen (»strongholds«) weitläufig, aber strategisch signifikant gruppierten: Kanada, Indien, Australien, Burma, Malaya. Frankreich symbolisierte den Schwerpunkt seines Kolonialreichs, das sich vor allem auf Nordwestafrika beschränkte, mit zwei kleineren »Erweiterungen«, Madagaskar und Indochina. Die Gründe hierfür lagen in der speziellen Situation Frankreichs, die zum einen auf die Niederlagen gegen Großbritannien und Deutschland im 19. Jahrhundert, zum anderen auf demografische, wirtschaftliche und strategische Schwächen vor 1914 zurückgingen. Einen weiteren, allerdings immer stärker werdenden Schwerpunkt bildeten die USA, die trotz ihrer liberalistischen Staatsidee begonnen hatten, imperialistische Züge zu entwickeln – vor allem auf den Philippinen sowie mit ihren Interventionen in der karibischen See (Kuba, Mexiko).

Von Deutsch-Südwestafrika bis Portugiesisch-Ostafrika – die »kleinen« Imperialisten

Alle anderen Akteure stellten eher »kleinteilige« Mitspieler dar, die durch zahlreiche Einsprengsel repräsentiert wurden: Deutschland mit Kamerun, Togo, Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Bismarckarchipel, Belgien vor allem mit dem Kongo, Portugal mit Angola und Portugiesisch-Ostafrika und schließlich noch die Niederlande mit ihren südostindischen Inseln.

Verschiedene Formen kolonialer Herrschaft

Die Durchdringung der Kolonien durch die Kolonialmächte war allerdings höchst unterschiedlich. Der koloniale Staat verfügte meist über nur rudimentäre Strukturen, die sich kaum mit den Verhältnissen in den europäischen Gemeinwesen messen ließ. Dass ein Gebiet formalrechtlich als Kolonie in Besitz genommen und ein Statthalter installiert wurde, war in praktischer Hinsicht zunächst vor allem ein symbolischer Akt. Die Ausformung der kolonialen Herrschaft entwickelte sich je nach Gebiet und Kolonialmacht in unterschiedlicher Mischung und Intensität.

»Indirect Rule«

Die Briten entwickelten ihre koloniale Herrschaft lange Zeit auf eher improvisatorischer Basis, gestützt auf Missionare, Bündnisse mit indigenen Herrschern und Eliten (»indirect rule«) und Handelsvertreter, die meist vor allem an der Rekrutierung billiger Arbeitskräfte interessiert waren.

Die Welt 1914

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Quelle: DER GROSSE PLOETZ ATLAS ZUR WELTGESCHICHTE, 2009, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht

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