Europa nach dem Ersten Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg brachte vor allem in Mittel- und Osteuropa radikale Umwälzungen. Die wohl einschneidendste Änderung war der Untergang der habsburgischen Doppelmonarchie und die Schaffung einer ganzen Anzahl unabhängiger Staaten. Von Österreich selbst blieb nur ein kleiner Reststaat mit der deutschsprachigen Ethnie als Staatsvolk (»Deutsch-Österreich«) übrig.

Europa nach dem 1. Weltkrieg
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Das Deutsche Reich wird kleiner

Das Deutsche Reich hatte empfindliche Gebietsverluste hinzunehmen, hier insbesondere die Provinzen Posen und Westpreußen, wo der »Korridor« errichtet wurde, der Polen einen Zugang zur Ostsee bieten sollte. Dadurch wurde Ostpreußen vom restlichen deutschen Staatsgebiet abgeschnitten. Danzig wurde Freie Stadt unter Völkerbundsherrschaft.

Die Entwicklung in Russland und der Sowjetunion

Auch Russland blieb nicht ungeschoren. Polen dehnte sich bis 1923 weit in den Osten aus, ferner entstand eine eigene revolutionäre Bewegung in der Ukraine, die allerdings von der Roten Armee unter Trotzki bis 1922 durch Krieg in die Sowjetunion eingegliedert wurde. Die baltischen Länder Lettland, Estland und Litauen entstanden als eigene Staaten bis 1918/20, führten jedoch nur ein kurzes Eigenleben, d. h. bis zum Hitler-Stalin-Pakt von 1939 (Besetzung durch die Rote Armee 1940). Einen besonderen Fall bot das Gebiet nordöstlich der deutschen Ostgrenze, das Memelland. Hier wurde zunächst eine Mandatsherrschaft unter französischer Leitung eingerichtet. Litauen besetzte das Gebiet 1923, musste es jedoch 1939 wieder abtreten, als die Wehrmacht dort einmarschierte. Viele der Veränderungen nach 1918 sollten nicht lange Bestand haben, da die Sowjetunion und das Deutsche Reich ihre Macht bis 1939 auf Kosten der kleineren Staaten wieder ausdehnen sollten. Sinnfällig wurde dies gerade durch den Hitler-Stalin-Pakt, der 1939 Polen wieder einmal aufteilte und von der Landkarte tilgte.

Schwächung Deutschlands scheitert

Damit scheiterte auch die außenpolitische Konzeption Frankreichs. Paris hatte gehofft, die Mittelmächte, insbesondere Deutschland, nachhaltig zu schwächen, um vor erneuten Aggressionen sicher zu sein. Gestützt auf die Friedensschlüsse des Ersten Weltkriegs, die Pariser Vorortverträge, sollte – u. a. aus der Erbmasse des Habsburgerreiches – ein Gürtel unabhängiger Staaten in Ost- und Mittelosteuropa entstehen, der Deutschland eindämmte (»Cordon Sanitaire«). Zu Steigerung der Sicherheit der französischen Grenze selbst wurde das deutsche Staatsgebiet westlich des Rheins demilitarisiert, zudem versuchte man, eine Unabhängigkeitsbewegung in der Pfalz zu initiieren.

»splendid isolation« und »appeasement« - Die neue Friedensordnung

Insgesamt gesehen brachte die Neuordnung nach dem Ersten Weltkrieg keineswegs Ruhe und Frieden, sondern zementierte bzw. verschärfte die meist bereits bestehenden Konflikte langfristig noch. Dazu trug allerdings auch der Rückzug der USA (»splendid isolation«) und die weitgehende Zurückhaltung der Briten bei der Sicherung des Friedens (»appeasement«) bei.

Quelle: DER GROSSE PLOETZ ATLAS ZUR WELTGESCHICHTE, 2009, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht

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