Der Prestigeverlust und die Demütigung ließen vor allem in der Armee eine aggressive autoritäre Haltung entstehen. Als nicht weniger problematisch wirkten die Unabhängigkeitsbestrebungen der Basken und Katalanen, die keineswegs gewillt waren, sich einem spanischen Gesamtstaat unterzuordnen.
Von Primo de Rivera zu Francisco Franco
Die Konflikte führten im Jahre 1923 zur Militärdiktatur unter dem General Primo de Rivera. Dieser musste unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise 1930 zurücktreten. Der spanische König begab sich danach ins Exil und machte damit den Weg für eine Republik frei. Diese jedoch konnte die Gegensätze ebenfalls nicht überbrücken. Im Jahre 1936 gewann die linksorientierte Volksfront die Wahlen und stellte die Regierung. Die rechtsgerichteten Kräfte, hier insbesondere auch die Armee, waren nicht gewillt, dies zu akzeptieren, und so begann im Juli 1936 ein Militärputsch gegen die gewählte Regierung. Die Führung der Aufständischen lag bei dem General (später »Caudillo« = Führer) Francisco Franco (1892–1975), dem Befehlshaber der Kolonialtruppen in Afrika.
Eingriff der Großmächte
Es kam bald zu ersten Schießereien und Gefechten, die jedoch recht rasch die erheblichen militärischen Defizite beider Seiten offenbarten. Ohne weitere Unterstützung wären die Gegner schnell am Ende ihrer Möglichkeiten gewesen und hätten sich wohl einigen müssen. Doch maßgebliche radikale Großmächte, hier vor allem Deutschland, Italien und die Sowjetunion, griffen massiv mit Hilfslieferungen und Truppen ein. Der Kriegsverlauf 1936–1939 gestaltete sich teils wechselvoll, ließ den Republikanern, die zwar von der Sowjetunion massiv unterstützt wurden, aber gravierende organisatorische Defizite aufwiesen, aber letztlich kaum eine Chance. Franco gelang es, seinen Brückenkopf in Südspanien mit seinen Truppen im Nordwesten zu vereinigen. Seine Streitkräfte marschierten nun gegen Madrid, das sie jedoch nicht einnehmen konnten. Stattdessen mussten sie eine schwere Niederlage hinnehmen. Die Republikaner starteten einige Gegenoffensiven, die jedoch von Francos Truppen zurückgeschlagen wurden. Diesen gelang es, am 14. April 1938 ans Mittelmeer vorzustoßen und die republikanisch besetzten Gebiete damit zu teilen. Anfang 1938 eroberten sie dann Katalonien. Barcelona fiel am 26. Januar. Beim entscheidenden Angriff auf Madrid im März lösten sich die republikanischen Verbände schließlich mehr oder weniger auf. Der Bürgerkrieg war damit beendet.
Chronologie des spanischen Bürgerkriegs
- 1936, 13. Juli: Die Ermordung des monarchistischen Abgeordneten José Calvo Sotelo wird zum Anlass des von der Rechten seit Monaten vorbereiteten Militärputsches, der durch den Widerstand großer Teile der Arbeiterschaft fehlschlägt und sich zum Bürgerkrieg ausweitet.
- 1936, 8. November: Das Hauptziel der Rebellen, die Eroberung Madrids, scheitert am entschlossenen Widerstand der Bevölkerung und der Unterstützung durch die Internationalen Brigaden.
- 1937, 26. April: Deutsche Flieger der Legion Condor zerstören mit Bombenangriffen Guernica (Guernica y Luno), die »heilige Stadt« der Basken.
- 1937, 1. Juli: Die spanischen Bischöfe beziehen fast geschlossen Partei für die Aufständischen. Die Kriegsfronten verhärten sich zusehends.
- 1939, 1. April: Nach wechselvollen, materialreichen Kämpfen mit hohen Menschenverlusten (zuletzt seit Juli 1938 die Ebro-Schlacht) bedeutet der militärische Sieg der Aufständischen das Ende des Bürgerkriegs.
Quelle: DER GROSSE PLOETZ ATLAS ZUR WELTGESCHICHTE, 2009, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht