USA: Die Entstehung der amerikanischen Nationalstaaten – Amerika bis 1900

Auf dem nord- und südamerikanischen Kontinent entstanden zwischen 1700 und 1900 etliche neue Nationalstaaten, die nicht nur regional eine bedeutende Rolle einnehmen sollten.

Die Entstehung der amerikanischen Nationalstaaten – Amerika bis 1900
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Die Entstehung der USA

Europäische Kriege verursachten stets Parallelkriege in Amerika, die im Wesentlichen französisch-englische Konflikte waren. Diese führten 1763 zum Ende der französischen Kolonien nach dem »French and Indian War«. In der Folgezeit spitzten sich ungelöste Widersprüche zwischen dem Selbstverständnis der Pioniergesellschaft in den Kolonien und der Interpretation des Empires im Mutterland zu. Britische Steuerlasten für Koloniebewohner, die sich längst als Amerikaner begriffen und im Parlament des Mutterlandes keine Stimme besaßen, wurden um 1770 zum Anlass bewaffneter Auseinandersetzungen zwischen Bürgern und britischen Militärs. Die »Boston Tea Party« 1773, eine als indianischer Überfall getarnte Bürgeraktion gegen die merkantilistische britische Monopol- und Zollpolitik, wurde zum Startschuss der Auflehnung der Kolonien. Meist schlecht ausgerüstete Bürgermilizen kämpften 1775–1783 sehr erfolgreich gegen britische Regimenter und »gemietete « deutsche Hilfstruppen.

Die Kolonialgeschichte Lateinamerikas

Der Vertrag von Tordesillas teilte die Welt 1494 in ein spanisches und ein portugiesisches Interessengebiet und gab so die Kolonialgrenzen Lateinamerikas vor: Portugal erhielt einen Großteil Brasiliens, dessen Küste 1500 in Besitz genommen und bald durch Niederlassungen kolonialisiert wurde. Spanien blieben alle Gebiete westlich der Teilungslinie. Man versuchte ab 1525 mit ersten Bistumsgründungen und durch die Mission der Franziskaner und Jesuiten, die abendländisch-katholische Kultur zu etablieren. Dennoch entstand nie eine homogene christliche oder gar gleichberechtigte Bevölkerung in den Kolonien. Ab 1550 existierten zwar seitens der spanischen Krone Regeln zum Schutz der Indios, jedoch lebten die privilegierten Spanier und sie in völlig voneinander getrennten Gesellschaften.

In den neuspanischen Vizekönigreichen richtete man neben dem Gold- und Silberbergbau eine Plantagenwirtschaft mit eingeführten Sklaven ein, nachdem die Indiobevölkerung durch Krankheiten wie die Pocken, durch Verfolgung und Zwangsarbeit beinahe vernichtet war. Auch die portugiesischen Plantagen führten schon 1538 erste afrikanische Sklaven ein. Das vorrangige Interesse der Europäer bestand in einer wirtschaftlichen Ausbeutung – die riesigen nach Europa eingeführten Edelmetallmengen verursachten im 17. Jahrhundert eine erste schwere Finanzkrise, da die Währungen mit den Gold- und Silberpreisen verfielen. Mit dem Königreich Brasilien wurde 1815 ein erstes Land Südamerikas de facto dem Mutterland gleichgestellt. In den folgenden Jahrzehnten erkämpfte sich Lateinamerika unter der Führung von Simon Bolivar seine Unabhängigkeit. Sozioökonomische Reformen unterblieben im Zuge der Unabhängigkeit zumeist: Man übernahm für die autoritär-zentralistischen Regime die koloniale Herrschaftsstruktur. Die führende Gesellschaftsschicht bildeten meist Kreolen – gebürtige Lateinamerikaner mit europäischen Ahnen.

Quelle: DER GROSSE PLOETZ ATLAS ZUR WELTGESCHICHTE, 2009, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht

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