Vor etwa 8 Millionen Jahren spaltete sich die Entwicklungslinie des Menschen von der der heutigen Menschenaffen ab. Aus dieser Zeit kann man allerdings meist nur auf Teilskelette, häufig nur einzelne Knochen, zurückgreifen. Ihre Zuordnung zu den Vorfahren des Menschen ist allerdings umstritten. Erst mit Australopithecus entstand vor etwa 4 Millionen Jahren eine Hominidengattung, die heute durch zahlreiche Funde in vielen Teilen Afrikas belegt ist. Zu ihren typischen Merkmalen zählen eine Gehirngröße von etwa 400 Kubikzentimetern, die mit der heutiger Schimpansen vergleichbar ist, kräftige Backenzähne und eine weitgehend zweibeinige Fortbewegung. Vor etwa 2,5 Millionen Jahren entwickelten sich aus den Australopithecinen erste Vertreter der Gattung Homo: der Homo habilis und der Homo rudolfensis. Sie besaßen ein höheres Gehirnvolumen von etwa 700 Kubikzentimetern, einen vollständig aufrechten Gang und sie konnten Steingeräte herstellen – eine entscheidende Innovation in der Humanevolution. Homo erectus, der vor etwa 2 Millionen Jahren in Afrika entstand, repräsentierte einen weiteren deutlichen Entwicklungsschub. Sein Gehirn wuchs bis zu einer Größe von 1200 Kubikzentimetern, seine Körpergröße erreichte Dimensionen des heutigen Menschen. Auch sein Körperskelett entsprach in weiten Teilen dem des modernen Menschen. Auch muss er bereits eine Art Sprache entwickelt haben, denn die Herstellung seiner Werkzeuge war über reine Imitation nicht mehr erlernbar, sondern erforderte eine sprachliche Unterweisung.
Seine Überlegenheit ermöglichte es Homo erectus, die afrikanische Savannenlandschaft zu verlassen und über den Vorderen Orient erstmals nach Europa und Asien vorzustoßen. Die ältesten Nachweise außerhalb Afrikas liegen mit etwa 1,8 Millionen Jahren in Georgien vor. In Südeuropa ist Homo erectus ab etwa 1 Million Jahren in Ceprano (Italien) und Atapuerca (Spanien) nachweisbar. Aus späten Formen entwickelte sich in Europa vor etwa 200.000 Jahren der Homo neanderthalensis. Der Neandertaler war als erste Menschenform in der Lage, auch unter eiszeitlichen Klimabedingungen in Europa zu siedeln.
Während in Europa der Neandertaler entstand, entwickelte sich zur gleichen Zeit in Afrika der moderne Mensch Homo sapiens. Er gelangte in der letzten Warmzeit vor etwa 120.000 Jahren in den Vorderen Orient, vor 40.000 Jahren nach Ostasien und Australien, vor 37.000 Jahren nach Europa und vor etwa 20.000 Jahren über die Bering-Landbrücke nach Nordamerika. Die Kontaktgeschichte zwischen Homo sapiens und dem Neanderthaler bzw. die Umstände, die vor ca. 27.000 Jahren zum Aussterben der Neandertaler geführt haben, liegen weitgehend im Dunklen.
Quelle: DER GROSSE PLOETZ ATLAS ZUR WELTGESCHICHTE, 2009, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht