Jugend und Lehrjahre in der bayerischen Provinz
Papst Benedikt XVI. wurde geboren als Sohn des Gendarmen Joseph und seiner Frau Maria Ratzinger am 16. April 1927 in bayerischen Marktl am Inn. Er wuchs zusammen mit seinem Bruder Georg (1924-2020) und seiner Schwester Maria (1921 bis 1991) in eher einfachen Verhältnissen im Kreis Traunstein in Oberbayern auf. 1944 wurde er in die Wehrmacht eingezogen, geriet für kurze Zeit in Kriegsgefangenschaft.
Ratzingers Kindheit und Jugend war tief religiös geprägt, seine Schulzeit verbrachte er am Erzbischöflichen Studienseminar St. Michael. Ratzinger wollte schon als Jugendlicher Pfarrer werden, studierte später Theologie und Philosophie in Freising und München. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1951 lehrte er als Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg.
Auch später blieb Papst Benedikt XVI. seiner Heimat eng verbunden, seine erste Auslandsreise führte ihn 2005 nach Deutschland zum Weltjugendtag in Köln. Mehrmals besuchte er die Schwarze Madonna im Wallfahrtsort Altötting. In Traunstein, Freising und Tittmoning war er Ehrenbürger.
Gegen Homosexuelle Partnerschaft und Abtreibung: Benedikt XVI. als konservativer Reformer
Benedikt XVI. unterstützte während des Zweiten Vatikanischen Konzils den Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Frings als enger Berater, setzte sich für Reformen und eine Öffnung der Kirche ein. Als Erzbischof von München und Freising (1977 bis 1982) und später als Kardinal Ratzinger (1982 bis 2005) vertrat er dagegen eine eher konservative Haltung.
Bei der Fünften Generalversammlung der Bischofssynode (1980) betonte er die Bedeutung der Familie. Die Liebe zwischen Mann und Frau sei etwas Heiliges, das Vorrang im öffentlichen Leben habe. Als delegierter Präsident der Sechsten Versammlung („Versöhnung und Buße im Sendungsauftrag der Kirche“, 1983) befasste er sich dort mit der Beichte als wesentlichem Sakrament. 1981 berief Johannes Paul II. ihn zum Präfekten der Glaubenskongregation. Die Kommission sprach sich unter seiner Leitung gegen Priesterehen, Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehe und künstliche Empfängnisverhütung aus.
Versöhnung mit Religionen – Besinnung auf dogmatische Lehre
Am 19. April 2005 wurde Benedikt XVI. zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt. Sein Name erinnert an den „Friedenspapst“ Benedikt XV. und sein Engagement für die Völkerversöhnung. Aber auch an den heiligen Benedikt von Nursia und seine herausragende Bedeutung für die Ausbreitung des Christentums in Europa.
Während seiner Amtszeit widmete sich Papst Benedikt XVI. besonders in den ersten Jahren der Themen Ehe und Familie. In der Enzyklika „Deus caritas est“ (Gott ist Liebe) setzt er sich mit verschiedenen Formen der Liebe und der Verbindung zwischen der Liebe Gottes und menschlicher Liebe auseinander. In der Enzyklika „Spe Salvi“ (Hoffnung auf Heil) beschreibt er Hoffnung als „Zentralwort des biblischen Glaubens“, das dem Menschen Vertrauen auf Erlösung verleiht.
Benedikt XVI. unternahm zahlreiche Reisen; bei seinem offiziellen Deutschlandbesuch 2011 betonte er in einer vielbeachteten Rede im Deutschen Bundestag, Politik müsse Gerechtigkeit und damit die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen. Benedikt XVI. pflegte den Dialog mit der orthodoxen Kirche. Er stattete außerdem als erster Papst seit der Kirchenspaltung 1534 dem Vereinigten Königreich einen offiziellen Besuch ab.
Strittig bis heute: Münchner Gutachten zu sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese
2022 gab die Erzdiözese München und Freising ein Gutachten zum sexuellen Missbrauch in der Erzdiözese in Auftrag. Das „Münchner Missbrauchsgutachen“ umfasste die Zeit 1945 bis 2019. Es warf dem damaligen Kardinal Ratzinger Fehlverhalten während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising Fehler vor. Er habe die Versetzung von Missbrauchstätern gebilligt. Ratzinger entschuldigte sich bei den Opfern, lehnte aber eine persönliche Verantwortlichkeit ab.
Der vorzeitige Rücktritt Benedikts XVI.
Am 28. Februar 2013 trat Benedikt XVI. von seinem Amt als Papst zurück und bezog das Kloster Mater Ecclesiae. Am 31. Dezember starb er im Alter von 95 Jahren. Nach einer Totenmesse auf dem Petersplatz wurde er in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom beigesetzt.