„Hüter der Freiheit der Kirche“ - eine Schutzwache mit Tradition
Papst Julius II. ließ Anfang des 16. Jahrhunderts erstmals 150 Gardisten rekrutieren: In der Schweiz litten viele Menschen unter Armut. Der Söldnerdienst erschien Betroffenen oft als lukrative Erwerbsmöglichkeit. Die Schweizer galten zudem als wehrhaftes Volk. Der Papst verlieh ihnen darum den Titel „Hüter der Freiheit der Kirche“.
Bereits 1527, wenige Jahre nach ihrer Gründung, erlitt die Schweizergarde einen schweren Schlag: Beim sogenannten „Sacco die Roma“, der Plünderung Roms, überfielen Söldner des Kaisers Karl V. die „Ewige Stadt“. Auch der Vatikan blieb nicht verschont. Von 189 Schweizergardisten starben 147. Über einen Geheimgang brachten sie Papst Klemens VII. in Sicherheit zu bringen.
Mit dem französisch-preußischen Krieg endete 1870 die weltliche Herrschaft der Kirche. Die päpstlichen Truppen wurden aufgelöst; allein die Schweizergarde blieb bestehen und hat heute ausschließlich Verteidigungsfunktion.
Ständiger Begleiter des Papstes – wie die Schweizergarde arbeitet
Die Schweizer Gardisten beschützen den Heiligen Stuhl, den Papst wie auch den Apostolischen Palast, in dem der Heilige Vater mit den Kardinälen lebt. Die Schweizer Gardisten bewachen dazu die Eingänge zum Vatikan und führen Besucherkontrollen durch. Auch bei Audienzen und Messen sind sie anwesend. Sie leisten Personenschutz, begleiten den Papst bei Auslandsreisen.
Im Vatikanstaat tragen sie meist eine traditionelle Renaissanceuniform mit Baskenmütze, bei Staatsempfängen eine Hellebarde. Das Korps verfügt aber auch über einige moderne Waffen wie Gewehre und Pistolen. Das Papstattentat 1981 führte zu einer Verschärfung des Personenschutzes.
Diener des Papstes, mit den Strukturen eines Militärkaders
Die Schweizergarde handelt im Auftrag des Papstes und untersteht damit direkt dem Heiligen Vater. Sie besitzt die Größe einer Kompanie, hat aber den Rang eines Regiments. Die Leitung des Kaders unterliegt dem Kommandanten, darunter gibt es verschiedene Dienstgrade wie Feldwebel, Korporal und Wachtmeister. Die Zahl der Gardisten veränderte sich über die Jahrhunderte hinweg. Im Jahr 1512 etwa umfasste sie 300 Mann, heute 135.
Schweizer, katholisch, gesund: Nicht jeder darf Mitglied der Schweizergarde werden
Gardisten gelten nach Worten des Vatikans als „Visitenkarte für den Heiligen Vater“. Sie müssen deshalb bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Zugelassen sind ausschließlich männliche praktizierende Katholiken mit Schweizer Staatsangehörigkeit, die körperlich gesund sind und die Schweizer Rekrutenschule durchlaufen haben. Der Vatikan erwartet von ihnen neben einer militärischen Ausbildung auch Disziplin und Kameradschaft, außerdem einen „einwandfreien Leumund“.