Katholische Kirche2023 in Lateinamerika: Ein Jubiläum und viele Herausforderungen

Lateinamerikas Kirche steht am Beginn eines spannenden Jahres. Nicht nur das zehnjährige Papstjubiläum wird die nächsten zwölf Monate kennzeichnen. In einigen Ländern hofft die Kirche auf politische Umsetzung und Unterstützung ihrer Anliegen wie Umweltschutz und die Sorge um Migranten.

Cristo Redentor Statue in Rio de Janeiro
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 Als der Jesuit Jorge Mario Bergoglio am 13. März 2013 zum neuen Papst gewählt wurde, war besonders in Lateinamerika der Jubel groß. Franziskus - der erste Papst aus der Region - wird im März 2023 zehn Jahre im Amt sein. Seit zehn Jahren wartet sein Heimatland allerdings auf einen Besuch. Ob das in diesem Jahr passieren wird, ist ziemlich unwahrscheinlich, denn in Argentinien wird in diesem Jahr gewählt und ein Papstbesuch mitten im Wahlkampf gehört sich eigentlich nicht.

Ohnehin hat Franziskus seinen Landsleuten erklärt, er müsse zunächst noch andere Länder auf der "Warteliste" besuchen, in denen noch nie ein Papst gewesen sei. Es könnte durchaus sein, dass Argentinien den ersten Papst im Amt nie auf eigenem Boden aus der nächsten Nähe zu sehen bekommt.

Zehn Jahre Papst aus Lateinamerika - da werden auch Bilanzen gezogen. Politisch ist der Kontinent nach links gerückt, zu den Linksregierungen - auch zu umstrittenen - unterhält der Argentinier gute Beziehungen. Präsidentinnen und Präsidenten aus der Region kommen gerne zu ihm nach Rom. Die Hoffnung der katholischen Kirche, mit Franziskus würde sich der anhaltende Siegeszug evangelikaler Kirchen aufhalten lassen, bestätigt sich hingegen nicht.

Dafür gewinnt die Kirche politisch mehr und mehr an Einfluss. Mit ihren Amazonas-Netzwerken REPAM oder der Amazonas-Kirchenkonferenz CEAMA hat sich die Kirche zur Aufgabe gesetzt, ihren Anteil am Schutz des wertvollen Ökosystems Amazonas zu leisten.

Der ecuadorianische Bischof Cob Garcia von Puyo hatte sein Amt als REPAM-Vorsitzender im August angetreten: "Wir verpflichten uns, neue Wege der Evangelisierung zu eröffnen und eine gemeinsame Seelsorge aufzubauen, in der die entstehende Institution CEAMA, Frucht unserer Amazonien-Synode, eine kirchliche Schwester ist", wird Cob in lateinamerikanischen Medien zitiert.

In den großen Amazonas-Ländern Kolumbien und Brasilien verfügen die Netzwerke über enge Beziehungen zu den neuen Linksregierungen der Präsidenten Gustavo Petro in Bogota und Lula da Silva in Brasilia. Das dürfte die Zusammenarbeit erheblich erleichtern.

Im Wahlkampf in Brasilien hatten sich zahlreiche katholische Bischöfe zudem für eine Wahl Lulas ausgesprochen, weil dieser angekündigt hatte, die Amazonas-Abholzung auf Null zu reduzieren. Nun liegt es auch an REPAM und CEAMA zu überprüfen, ob den Versprechen Taten folgen. In den ersten Tagen seiner Amtszeit widerrief Lula bereits einige umstrittene Entscheidungen seines rechtspopulistischen Vorgängers Jair Bolsonaro.

In Kolumbien wiederum gewinnt der Friedensprozess von Petro mehr und mehr Konturen. Um den Jahreswechsel herum kündigte der Präsident an, dass sich mehrere bewaffnete Gruppen und der Staat auf einen mehrmonatigen Waffenstillstand geeinigt hätten. Die marxistische ELN-Guerillera, die sogenannten FARC-Dissidenten wie auch paramilitärische Banden hatten sich dieser Vereinbarung angeschlossen. Die Kirche sitzt als stiller Beobachter, nicht aber als Vermittler mit am Tisch. Ob sie hinter den Kulissen Einfluss nehmen kann, bleibt abzuwarten.

Die größte Aufgabe aber liegt derzeit im Norden Lateinamerikas. Die weiter anhaltenden Migrationsbewegungen aus Kuba, Venezuela und Nicaragua sowie aus Mittelamerika stellen an die Flüchtlingsherbergen der Kirche in Mexiko und entlang der Migrationsrouten riesige humanitäre Herausforderungen.

Zuletzt mahnten die zentralamerikanischen Bischöfe größere Anstrengungen der lokalen Regierungen als auch der USA an, um den Menschen zu helfen. Allein aus Kuba kamen im vergangenen Jahr über 220.000 Migranten. In Nicaragua bleibt die Situation aus kirchlicher Sicht weiter angespannt. Dort drohen regierungskritischen Kirchenvertretern politische Prozesse. Eine Lösung für das Problem ist auch zu Jahresbeginn noch nicht in Sicht.

Von Tobias Käufer
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