Bartholomaios I. warnt vor Moskauer Doppelspiel in Ukraine und AfrikaAntwort vom Bosporus

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat erneut die volle Unterstützung des russischen Kirchenführers Kyrill für die aggressive Geopolitik von Wladimir Putin angeprangert.

Blick auf den Bosporus und Istanbul
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Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., hat die volle Unterstützung des russischen Kirchenführers Kyrill für die aggressive Geopolitik von Wladimir Putin angeprangert. Sie füge dem Überfall auf die Ukraine eine zweite militärische und kirchliche Front in Afrika hinzu. Bei Ansprachen zum Fest der Verklärung Christi am 6. August in zwei Klöstern wies der Patriarch von Konstantinopel auch mit Nachdruck den Vorwurf einer Verzerrung der orthodoxen Ekklesiogie zurück. Diesen hatte Metropolit Alfejew von Ungarn und Budapest im Juli bei der Bischofsberatung der Russischen Orthodoxen Kirche erhoben.

In dem mehrseitigen Dokument warf der 2022 abgesetzte langjährige Leiter des Moskauer Kirchlichen Außenamtes dem "konstantinopolitanischen Hierarchen" antikanonische Handlungen in der Ukraine vor, hinter denen von ihm selbst ausgesäte Neuerungen in der Lehre über die Kirche stünden. Diese zielten darauf ab, die bestehenden kanonischen Grundlagen zu zerstören. Wie Bartholomaios im nach verheerendem Waldbrand neu erstandenen Verklärungskloster auf der Insel Antigoni (Burgazada) ausführte, erleben wir einen "abscheulichen und teuflischen" Krieg in der Ukraine. Der russische Patriarch Kyrill segnet ihn "mit beiden Händen", statt ihn zu verurteilen.

Darüber hinaus stößt die Moskauer Kirche in Afrika vor, wo orthodoxe Missionen und Diaspora kirchenrechtlich dem Patriarchat von Alexandria anvertraut sind. Beides erfolge – wie schon fünf Jahre zuvor – das Abbrechen der sakramentalen Gemeinschaft der Orthodoxie von Russland mit Ökumenischem und alexandrinischen Patriarchat sowie den erzbischöflichen Autokephalkirchen von Zypern und Griechenland – nicht aus religiösen Gründen, sondern diene "eindeutig Russlands geopolitischen Zielsetzungen".

Diese Ziele versteckten sich hinter dem grundlosen Vorwurf einer "ekklesiologischen Ketzerei" der Mutterkirche von Konstantinopel. In Wahrheit sorge das Ökumenische Patriarchat für den Wohlbestand aller orthodoxen Kirchen, auch der russischen. Ihre Umtriebe seien sogar in der griechischen US-Diaspora zu vermerken, wo sich eine Strömung für Loslösung vom Phanar und kirchliche Unabhängigkeit breit mache.

Die US-Kirche lehnt ihren neuen, aus Istanbul entsandten Erzbischof Elpidoforos Lambriniadis ab und hält seinem Vorgänger Dimitrios Trakatellis die Treue. Bei diesem handelt es sich um den letzten der zwischen 1967 und 1973 vom Athener Militärregime eingesetzten "Junta-Bischöfe". Sein griechisch-nationales Orthodoxie-Verständnis entspricht dem Horizont der meisten griechischen Einwanderer in die USA, von denen sich viele zu den Unterstützern des früheren US-Präsidenten Donald Trump zählen.

Vor einer Delegation von Amerika-Griechen wandte sich Bartholomaios gegen diese Tendenzen. Er sprach dem angefeindeten Erzbischof Elpidoforos im Verklärungskloster der Insel Proti (Kinaliada) sein volles Vertrauen aus und lobte ihn als "jungen, dynamischen und unermüdlichen Oberhirten". Der Patriarch legte der Delegation von US-Griechen ans Herz, das Ökumenische Patriarchat weiter zu unterstützen. Die Christen in der Türkei seien im 20. Jahrhundert aus politischen Gründen zu einer "kleinen Herde" geschrumpft. In Konstantinopel bleibe aber das Zentrum der Orthodoxie: "Seit 17 Jahrhunderten sind wir hier verankert und niemand kann uns von da vertreiben!"

Von Heinz Gstrein
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