Berliner Gemäldegalerie zeigt Kunstwerke aus OdessaVor Putins Kriegern gerettete Kunst

Mit der Ausstellung „Von Odessa nach Berlin" beschützt die Berliner Gemäldegalerie nicht nur bedrohte Meisterwerke vor russischen Angriffen – sie bindet die Ukraine auch enger an Europa.

Gemäldegalerie Berlin
© Pixabay

Es sind Werke von Künstlern des 16. bis 19. Jahrhunderts, die vor dem russischen Angriffskrieg in Sicherheit gebracht werden konnten – aus einem Notversteck: Zwölf Gemälde, ursprünglich aus dem Museum für westliche und östliche Kunst in der ukrainischen Hafenstadt Odessa, sind seit Dienstag in der Berliner Gemäldegalerie zu sehen. Ihre Präsentation soll den Auftakt für eine große Sonderausstellung Anfang 2025 bilden, wenn insgesamt 74 westeuropäische Werke aus dem am Schwarzen Meer gelegenen Museum mit Werken aus den Berliner Sammlungen zusammen gezeigt werden.

Im Sinne eines „Dialogs", wie die Direktorin der Gemäldegalerie, Dagmar Hirschfelder, bei der Eröffnung der Auftakt-Ausstellung am Montag unterstrich. Gebe es doch stilistisch und thematisch viele Gemeinsamkeiten zwischen den Werken, die schon lange in Berlin seien - und jenen, die größtenteils ohne Rahmen und restaurationswürdig in der Hauptstadt eingetroffen sind. Auch letztere seien ein „Teil der europäischen Kultur".

Das sieht Igor Poronyk, der Direktor des Odessa Museum für westliche und östliche Kunst, ähnlich. Seine Idee war es, die Bilder dieser Sammlung seines vielfältigen Museums nach Berlin zu bringen, wo sie sicherer seien als in der Ukraine. Jetzt, da schon zwölf Exemplare an den Wänden der Gemäldegalerie hängen und zum Teil neu gerahmt sind, sagt Poronyk, dass er die Bilder „vielleicht jetzt erst zum ersten Mal sieht". Er ist den deutschen Kooperationspartnern, der Alten Nationalgalerie - Staatliche Museen zu Berlin, sehr dafür dankbar. Das betont er häufig. Alles in den Berliner Museen werde sehr professionell gemacht.

Vonseiten der Berliner lobt man die „unkomplizierte Zusammenarbeit" mit den Ukrainern und wünscht ihnen bei aller Freude über die Sonderausstellung, dass die Gemälde eines Tages wieder in der Ukraine gezeigt werden können.

Doch nun sind die Gemälde erstmal in Berlin - in einem Teil der Wandelhalle der Gemäldegalerie und bis zum 28. April. Francesco Granaccis „Thronende Madonna mit Kind und Johannesknaben" (1519) zum Beispiel oder Bernado Strozzis „Ecce Homo". Gemälde mit religiösen Motiven, die den Betrachter herausfordern. Im Falle Granaccis, weil das Motiv der Madonna mit den kleinen Kindern auch als süßlicher Kitsch durchgehen könnte, während Strozzis "Ecce Homo" durch den hämischen Gesichtsausdruck eines Peinigers als Enthüllung universeller menschlicher Bösartigkeit gedeutet werden kann. Doch was kann man schon von Normalsterblichen erwarten, wenn nach Peter Paul Rubens sogar Herkules nach dem richtigen Halt sucht auf „Der trunkene Herkules". Ein Bild, das viele Betrachter in seinen Bann zieht.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) berichtete bei der Eröffnung zunächst von ihrer persönlichen Odessa-Erfahrung im Sommer 2022, als sie die Stadt besuchte. Die Spuren von Krieg und Zerstörung seien mit Händen zu greifen gewesen. „Ein Krieg, der sich vor allem gegen die Ukrainerinnen und Ukrainer richtet, aber auch systematisch gegen die ukrainische Kultur und Identität", betonte Roth. Das habe sich überall dort gezeigt, wo gezielt Museen, Theater, Konzerthäuser oder Bibliotheken bombardiert, schwer beschädigt und zerstört worden seien.

Als Kulturstaatsministerin sei es ihr daher ein besonderes Anliegen, Künstlerinnen und Künstler, Kreative und Medienleute aus der Ukraine, aber auch ukrainische Kultureinrichtungen zu unterstützen. Ihr Haus habe deshalb das Ausstellungs- und Kooperationsprojekt zwischen den Staatlichen Museen zu Berlin und dem Odessa Museum für westliche und östliche Kunst gern gefördert und ermöglicht.

Von Stefan Meetschen 
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