Den von Papst Franziskus angestrebten Kulturwandel der katholischen Kirche unterstütze man voll und ganz, teilten die Bischöfe zum Abschluss ihres Treffens mit. Handele es sich doch um einen Vorgang, der in der Kirchengeschichte einmalig sei.
Vor dem Hintergrund innerösterreichischen Parteien- und Politikgerangels äußerte der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl in einer Predigt die Überzeugung, dass das, was Papst Franziskus mit Synodalität meint - die Bereitschaft, bei Entscheidungsfindungen die Sichtweise anderer ernst zu nehmen und eigene Standpunkte zu hinterfragen - nicht nur für die Kirche, sondern für die Gesellschaft insgesamt vonnöten sei.
Wie schwer ein solches Hören im Konkreten ist, sei heute immer und immer wieder erfahrbar: "Viele leben und hören nur mehr sich und ihresgleichen in den vielfältigen Bubbles", so der Bischof. Aus diesen Meinungsblasen mit ihren "Verengungen der eigenen Perspektive" herauszukommen, sei alles andere als einfach, so der Grazer Bischof - wobei er sich selbst davon nicht ausnahm.
Dabei warb Krautwaschl für gegenseitige Verzeihung sowie für "Grundvertrauen, ohne das kein gedeihliches Miteinander möglich ist". Er untermauerte dies mit einer Warnung aus dem Evangelium: "Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden und ein Haus ums andere stürzt ein." Die Mahnung war wohl in verschiedene Richtungen gemünzt. Unter anderem nach Deutschland sowie an jene, die mit Unverständnis auf dortige Reformbemühungen reagieren.
Als offizielle Beobachterin der ÖBK beim Synodalen Weg in Frankfurt hatte sich die Wiener Theologin Raphaela Pallin zuvor eher skeptisch zum Verlauf des Projekts geäußert. Positiver äußerte sich die Katholische Aktion Österreichs. Forderungen nach einer Fortsetzung des synodalen Wegs unterstütze man "vollinhaltlich", so Ferdinand Kaineder, Vorsitzender der Aktion. "Als Katholische Aktion stehen wir für eine internationale Vernetzung zur Verfügung", erklärte er.
"Der Wunsch nach Reformen ist trotz widersprüchlicher Vorstellungen groß", hielten die Bischöfe fest. Es gehe darum, konkrete Schritte zu unternehmen, "die für den Dienst der Kirche und ihre Glaubwürdigkeit erforderlich sind". Der Konferenz-Vorsitzende, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, sah denn auch die Phase des "Unterscheidens", bevor man später zu Entscheidungen auf weltkirchlicher Ebene komme, noch nicht abgeschlossen.
Im bisherigen Verlauf seien zwar Fragen wie jene der Zölibatsverpflichtung, Segnung homosexueller Paare oder der Frauendiakonat angesprochen worden. Weichenstellungen hätten die Bischöfe allerdings noch nicht vorgenommen, resümierte Lackner. Bei den Treffen in Rom im Oktober 2023 und 2024 würden aber wohl Klärungen erfolgen. Zur Haltung der österreichischen Bischöfe zu einer Aufhebung des Pflichtzölibats für Priester sagte Lackner diplomatisch: "Es ist niemand radikal dagegen, und es schreit niemand, es muss morgen kommen."
Bei der Vollversammlung der Weltsynode im Oktober im Vatikan wird Österreich durch Erzbischof Lackner vertreten sein; Ersatzmitglied ist der Kärntner Bischof Josef Marketz. Kardinal Christoph Schönborn aus Wien wird als Mitglied des vatikanischen Synodenrates an der Versammlung teilnehmen.
Weitere Themen der Vollversammlung in Seitenstetten waren laut Bischofskonferenz soziale und finanzielle Hilfen "für jene Menschen auf, die von der Rekordinflation besonders getroffen werden und in Not geraten". Dazu habe es detailliere Informationen durch Experten der Caritas gegeben.
Mit Blick auf die Klimakrise bekundeten die Bischöfe, die Kirche wolle sich "klar an die Seite junger Menschen stellen, wenn es darum geht, uns gemeinsam für den Erhalt der Schöpfung einzusetzen". Dafür brauche es konsequentes Handeln "und mitunter auch unpopuläre Entscheidungen".
Des Weiteren verurteilten die Bischöfe erneut russische Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg, die Verantwortlichen dafür müssten belangt werden. Sanktionen gegen Russland seien "ein notwendiger Akt der Solidarität mit der Ukraine." Die belaste zwar viele Menschen, "aber mangelnde Solidarität kostet noch viel mehr". Auch brauche es Perspektiven für die rund 70.000 aus der Ukraine vertriebenen Menschen in Österreich. Ihnen, so die Bischöfe, sollte eingeräumt werden, vom befristeten Vertriebenenstatus in langfristige Niederlassung inklusive Zugang zum Arbeitsmarkt zu wechseln.
Schließlich drängten die Bischöfe auf ein EU- und weltweit striktes Verbot von Leihmutterschaft. Jüngste Bestrebungen der EU-Kommission, die bestehende nationale Verbote aushebeln könnten, verfolge die katholische Kirche "mit großer Sorge". Leihmutterschaft sei eine "rücksichtslose Ausbeutung von Frauen, macht Kinder zur Ware und widerspricht den Menschenrechten", heißt es in der Erklärung.
Anlass für den Appell waren jüngst bekannt gewordene Entwicklungen, wonach bisher in der Ukraine tätige Anbieter von Leihmutterschaften wegen des Krieges auf andere frühere Sowjetrepubliken wie Georgien ausweichen. Als Opfer würden gezielt Frauen ausgesucht, die in ihrer Not bereit seien, ein Kind gegen Bezahlung für andere auszutragen. Dies erinnere an "Formen von Menschenhandel aus dunkelsten Zeiten", beklagten die Bischöfe.
Von Roland Juchem
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