Vor dem Papstbesuch in der MongoleiHat Franziskus weiteren Benedikt-Vertrauten abgesägt?

Vom 1. bis 4. September reist Papst Franziskus in die Mongolei. Laut Protokoll wird er dort noch an der Flugzeugtür von seinem Botschafter im Land begrüßt. Doch seit dem 19. Juni ist der Posten vakant. Zu erfahren war dies durch einen öffentlichen Abschiedsbrief von Nuntius Alfred Xuereb. Weder gibt es bisher eine vatikanische Mitteilung dazu noch einen Nachfolger.

Papst Franziskus
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Ich werde Korea mit Traurigkeit verlassen, denn ich muss mich von wunderbaren Menschen und Freundschaften verabschieden, die ich in den letzten Jahren schätzen gelernt habe." Der Abschiedsbrief des päpstlichen Nuntius Alfred Xuereb, den "The Korea Herald" am 20. Juni veröffentlichte, klang wehmütig.

Fünf Jahre lang war der maltesische Erzbischof Botschafter des Papstes in Südkorea - und zugleich auch in der Mongolei. Für beide Posten ernannt und dafür zum Bischof geweiht hatte ihn Franziskus Anfang 2018. Von dem Rücktritt ist indes offiziell bisher nichts bekannt. Die letzte offizielle Notiz stammt von Ende Januar 2022, als Franziskus seinen Nuntius Xuereb im Vatikan empfing. Seither Schweigen ...

Franziskus-Kritiker interpretierten die Umstände als Indiz dafür, dass der Argentinier nach Georg Gänswein nun einen weiteren engen Vertrauten Benedikts XVI. abgesägt habe. Nachdem er ihn 2018 zum Nuntius in Fernost ernannt und damit aus dem Vatikan entfernt habe - ganz nach dem Motto "Promoveatur ut amoveatur - befördern, um aus dem Weg zu schaffen".

Konservative italienische Portale wie "Silere non possum" unken daher: Erleidet Xuereb das gleiche Schicksal wie Gänswein oder vor beiden Josef Clemens? Der Sekretär des früheren Päpstlichen Laienrates war 2016 bei der Auflösung und Integration des Rates in die Super-Behörde für menschliche Entwicklung ebenfalls freigesetzt worden. Doch ganz so einfach ist es diesmal wohl nicht.

Alfred Xuereb, am 14. Oktober 1958 auf der maltesischen Insel Gozo geboren, war seit 1995 im vatikanischen Staatssekretariat tätig gewesen. 2006 ernannte ihn Benedikt XVI. zu seinem zweiten Privatsekretär - neben Gänswein. Nach dem Rücktritt am 28. Februar 2013 gingen beide Sekretäre mit Benedikt zuerst nach Castel Gandolfo.

Von dort wurde Xuereb vom neuen Papst Franziskus zurück in den Vatikan gerufen. Der Argentinier, der Vatikan und Kurie bisher eher gemieden hatte, brauchte jemanden, der ihm beim Einarbeiten half. So wurde Xuereb auch Privatsekretär des neuen Papstes. Als zweiten Sekretär holte sich Franziskus jedoch einen argentinischen Priester an seine Seite. Gänswein blieb Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär des emeritierten Benedikt XVI.

Schon bald war Xuereb - neben Vatikansprecher Federico Lombardi - einer derjenigen, die halfen, den neuen Papst und dessen ungewöhnliches Agieren zu verstehen. Mit seinem Besuch der Flüchtlingsinsel Lampedusa wolle Franziskus auf die große Kluft zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden der Welt hinweisen. Er unternehme die Reise, um "die Toten zu beweinen", erklärte Xuereb Journalisten im Juli 2013. Später sagte er, Franziskus sei wie ein "Pfarrer der Weltkirche", der wie ein klassischer Missionar aufbreche, um das Evangelium zu verkünden und Fernstehende zur Rückkehr in die Kirche zu bewegen.

Im März 2014 beförderte der Papst Xuereb auf einen schwierigen und vertrauenswürdigen Posten: zum Generalsekretär des von ihm neu geschaffenen Wirtschaftssekretariats. Gemeinsam mit dessen Leiter, dem australischen Kardinal George Pell, sollte der Malteser den intransparent und unprofessionell organisierten Wust der Vatikanfinanzen auf Vordermann bringen. Kurz darauf zog sich Xuereb aus der Arbeit als Privatsekretär, der er immer noch war, zurück.

Im Februar 2018 dann die überraschende Ernennung zum Päpstlichen Nuntius in Südkorea und der Mongolei. Mit Südkorea, wo rund ein Drittel der Einwohner Christen sind, hat der Heilige Stuhl seit 1967 diplomatische Beziehungen. Aus katholischer Sicht ist das Land für den gesamten ostasiatischen Raum wichtig. Nicht nur, weil koreanische Ordensleute und Priester in vielen Ländern Asiens aktiv sind. Zudem ist Südkorea inzwischen eines der wichtigsten Geberländer für den finanziell chronisch klammen Heiligen Stuhl. Mit der Mongolei und ihren 1.400 Katholiken unter 3,3 Millionen Einwohnern bestehen diplomatische Beziehungen seit 1992. Seither hatte der Vertreter des Papstes in Seoul diese Aufgabe auch in Ulan Bator wahrgenommen.

Aktuell ist die Stelle des Nuntius in Seoul und Ulan Bator faktisch unbesetzt. Xuerebs Fortgang aus Seoul erfolgte genau nach fünf Jahren, der üblichen Frist für vatikanische Ämter und Aufgaben. Sie hätte auch verlängert werden können (was für gewöhnlich nicht bekannt gegeben wird). Etwas ungewöhnlich ist allein die Tatsache, dass Xuerebs Fortgang aus Seoul bisher allein durch seinen Brief bekannt wurde.

Der Vatikan gibt Rücktritte von Nuntien und Bischöfen in der Regel nur bei Erreichung der Altersgrenze von 75 Jahren bekannt - oder dann, wenn sie gemäß einer Sonderregel für Nuntien den Rücktritt mit 70 Jahren einreichten. Xuereb ist aber erst 64. Den Gepflogenheiten folgend könnte der Rücktritt daher mit der Ernennung des Nachfolgers bekanntgegeben werden.

Derweil ist über eine neue Aufgabe Xuerebs ebenso wenig bekannt wie über einen Nachfolger in Seoul und Ulan Bator. Um einen solchen rechtzeitig zu ernennen, ist noch ein knapper Monat Zeit, damit dieser den Papst am Flughafen in Ulan Bator begrüßen kann. Zuvor aber sollte der neue Vatikanvertreter in der Mongolei Staatspräsident Uchnaagiin Chürelsüch sein Beglaubigungsschreiben überreicht haben.

Von Roland Juchem
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