In dem Papier werden zahlreiche Teilhabemöglichkeiten und Ämter in der Kirche auch für ungeweihte Gläubige zur Diskussion gestellt, insbesondere für Frauen. Willkommen sein sollen auch wiederverheiratete Geschiedene, queere Menschen sowie solche, die in Vielehen leben. Gleiches gilt für Gläubige, die sich aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder Behinderung weniger wichtig oder erwünscht fühlen. Mit einer erneuerten Sprache - in Liturgie, Predigt, Kunst und Medien - soll die Kirche zugänglicher und attraktiver werden. Über Ausnahmen bei der Ehelosigkeit von Priestern in bestimmten Fällen soll dem Papier zufolge ebenfalls diskutiert werden.
Die italienische Tagezeitung "Domani" sprach vom "Traum einer Regenbogenkirche". Zugleich warf sie die Frage auf, ob die katholische Kirche all diesen Anforderungen wirklich gerecht werden könne. Das Blatt "Il Giornale" benannte das kommende Großereignis kurzerhand um und titelte mit "Die 'Regenbogen'-Synode des Papstes". Das Arbeitspapier sei eine "präzise und entschiedene Liste von Themen und Fragen", denen sich die Kirche in naher Zukunft stellen müsse. Die Synode habe sich viel vorgenommen - oder auf Italienisch "eine Menge Fleisch im Feuer".
Die konservative Zeitung "Il Foglio" ging noch weiter und fühlte sich nach der Lektüre des Papiers mehr an ein Zweites Vatikanisches Konzil als an eine Synode erinnert. In den kommenden zwei Sitzungen der Synode im Oktober 2023 und Oktober 2024 könne wirklich alles passieren. Zugleich kritisierte die Zeitung das Dokument als teils zu unklar und phrasenhaft.
Das britische Magazin "The Tablet" schrieb, das Dokument schaffe die Voraussetzungen für einen bahnbrechenden Gipfel. Selten habe sich die Kirche so sehr in Frage gestellt, urteilte "Le Figaro" aus Frankreich. Priester und Bischöfe sieht die Zeitung in dem Arbeitspapier "eher auf die Anklagebank gesetzt". Laut "Instrumentum laboris" soll statt Macht und Kontrolle bei Amtsträgern eine Haltung des Dienens gefördert sowie eine Atmosphäre der Transparenz, Ermutigung, Inklusion und Zusammenarbeit geschaffen werden. Das gilt auch für Bischöfe im lokalen wie gesamtkirchlichen Kontext.
Die spanische Zeitung "La Vanguardia" sprach insgesamt von "heiklen Themen", denen die Synode nicht aus dem Weg gehen werde. Das ebenfalls spanische Blatt "ABC" nannte den Anspruch, die Fragen zu diskutieren und Spannungen auszuhalten, "eine ziemliche Herausforderung". Das US-Magazin "Crux" kommentierte nach der Veröffentlichung, die kommende Synode sei nicht mehr "nur ein Gentlemen's Club für Mitglieder des Episkopats", keine Erinnerung an die Vergangenheit, sondern ein Schritt in eine andere, etwas weniger bischöflich dominierte Zukunft.
Viele Bischöfe begrüßten das Dokument. Die Deutsche Bischofskonferenz fühlte sich bestärkt, die Österreichische nannte es ein "inspirierendes Arbeitsprogramm" und zeigte sich "überrascht und überzeugt zugleich" von dem Papier. Die Bischöfe aus der Schweiz haben sich bislang offiziell noch nicht geäußert, wohl aber die englischsprachigen Bischofskonferenzen in den USA, Kanada und Australien.
Erzbischof Timothy Costelloe, der Vorsitzende von Australiens Bischofskonferenz, nannte die Veröffentlichung "einen enorm wichtigen Meilenstein" im synodalen Prozess. Kanadas Bischöfe erklärten, das Dokument sei eher ein Hilfsmittel zur Unterscheidung als eine Stellungnahme oder eine Lösung für bestimmte Fragen. Der für die Synode zuständige Bischof in den USA, Daniel Flores aus Brownsville, ermutigte alle, dieses "wichtige Dokument" zu lesen, zu beten und zu diskutieren.
Für die Kirchen in Italien sei das Dokument "ein Ansporn, mit neuem Elan weiterzumachen", so der Vorsitzende der italienischen Bischöfe, Kardinal Matteo Zuppi. "Wir spüren wirklich, dass wir Teil dieser einen kirchlichen Gemeinschaft sind, die die Grundlage unseres Handelns ist."
Der Inhalte-Koordinator der Synode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, betonte während der Pressekonferenz vergangene Woche, nicht alle Fragen im Papier müssten zwangsweise behandelt werden. Auch der Leiter des Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, versuchte die Erwartungen ein wenig zu bremsen und erklärte, es sei nicht sicher, ob am Ende der Synode alle Fragen beantwortet sein würden.
Letztgültige Antworten zu geben wird auch nicht in ihren Händen liegen, ebenso wenig in denen der Teilnehmenden der Synode oder gar des gesamten "Volk Gottes". Sie dürfen zwar Vorschläge machen, aber ob und wie die vielen Fragen beantwortet werden, bestimmt am Schluss nur einer: Papst Franziskus.