Gerade im Vorfeld des Kölner Weltjugendtags ist die Klage über den fehlenden missionarischen Elan der deutschen Katholiken kräftig angeschwollen. Entsprechend setzte man große Hoffnungen in das evangelisierende Potenzial des 20. Weltjugendtreffens. Selbstredend aber hat die Kirche hierzulande nicht jetzt erst begonnen, über Mission, Neu- beziehungsweise Erstevangelisierung nachzudenken. Seit einigen Jahren schon versuchen die deutschen Bischöfe, dem missionarischen Anliegen einen Spitzenplatz auf der pastoralen Agenda zu verschaffen.Bislang konnten jedoch die zahlreichen Appelle und Beschwörungen, theologischen Klärungs- und Erklärungsversuche offenkundig den vielfach diagnostizierten Vorbehalt, die Unsicherheit gegenüber der Mission im eigenen Land nicht zerstreuen. Sicherlich gibt es Vorbehalte gegenüber dem geforderten missionarischen Aufbruch, die sich aus einem Missverständnis von Mission als Indoktrination und Vereinnahmung oder einer bestimmten zeitgenössischen Geisteshaltung nähren. Vielleicht sind auch Minderwertigkeitskomplexe, eine resignative Grundstimmung mitverantwortlich, vielleicht auch falsche Scham und Bescheidenheit. Ein Gutteil der Vorbehalte gegenüber den vielfältigen Missionsappellen rührt aber auch aus der Unsicherheit, welche Vorstellung, welche Vision von Kirche, von Christentum in unserer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts dem geforderten missionarischen Aufbruch die Richtung geben soll. Es kann doch nicht darum gehen, nur Vergangenes und Verlorenes wiederherzustellen, den Impuls zur Evangelisierung aus Verlust- und Minderheitserfahrungen zu nähren. Von Alexander Foitzik