„Wer bin ich, ihn zu verurteilen?“ Gleich zu Beginn seines Pontifikats äußerte sich Papst Franziskus mit wohlwollenden Worten zur LGBTQ-Bewegung. Homosexuelle würden nicht „von der Kirche“, sondern von „Menschen in der Kirche“ abgelehnt. Denn: Gott sei ein Vater, der „keines seiner Kinder verleugnet“. Zwar wandte sich der Pontifex gegen das Ehesakrament für Homosexuelle. Trotzdem warnte er mehrfach vor einer Diskriminierung. Man solle keine „verurteilende Haltung einnehmen“.
Der Synodale Weg treibt entsprechende Reformen des Katechismus diesbezüglich voran: „Homosexualität ist keine Krankheit“, heißt es im September 2022 beschlossenen Handlungstext „Lehramtliche Neubewertung von Homosexualität“. Und weiter: „Niemandem darf eingeredet werden, dass seine*ihre homosexuelle Orientierung und deren lebensgeschichtliche Verwirklichung aus sich heraus sündhaft sind.“ Auch Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), forderte bereits in der Januar-Ausgabe der Herder Korrespondenz 2021 eine entsprechende Änderung des Katechismus.
Umso widersprüchlicher erscheint nun eine Aussage, die Papst Franziskus in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) tätigte. Homosexualität sei kein „Verbrechen“. Deshalb seien Gesetze, die diese sexuelle Orientierung unter Strafe stellten, ungerecht. Gleichzeitig betont der Papst jedoch, dass Homosexualität in der katholischen Kirche eine „Sünde“ ist. Lässt sich beides auf diese Weise voneinander trennen? Und welche Aussichten hat da die Forderung der Synodalversammlung an den Papst, eine „Neubewertung“ von Homosexualität vorzunehmen? Im Interview räumt Franziskus zwar ein, dass Bischöfe „in manchen Teilen der Erde“ Homosexuelle diskriminieren – wertet deren Haltung aber als bedingt durch „kulturelle Hintergründe“. Sie müssten einen „Veränderungsprozess durchlaufen“, sagt der Papst.
Ein solcher Veränderungsprozess steht dem Katechismus noch bevor – der Weg dorthin, so machen die Aussagen des Pontifex erneut sichtbar, bleibt kompliziert. Vertreter der LGBTQ-Community zumindest interpretieren seine Aussagen, so zu lesen in einem Bericht des Online-Magazins „Queer.de“, als Fortführung eines „Zick-Zack-Kurses“.