Das 75-Jahr-Jubiläum des CiGGott in der Gegenwart

Die katholische Wochenzeitung „Christ in der Gegenwart“ hat in Freiburg ihr 75-jähriges Bestehen gefeiert. Im Mittelpunkt stand die Gottesrede.

Stefan Orth, Chefredakteur der Herder Korrespondenz
Stefan Orth, Chefredakteur der Herder Korrespondenz

Es war keine Liturgie und doch so etwas wie ein Gottesdienst. Am Anfang stand eine Stunde voller spiritueller Momente. Gotthard Fuchs, einer der wichtigsten geistlichen Schriftsteller der Gegenwart, rezitierte Sätze aus der – im weitesteten Sinne – mystischen Tradition. Der Trierer Priester Stephan Wahl, der nicht nur mit seinem Klagepsalm nach der Flutkatastrophe im Ahrtal auch einem breiteren Publikum bekannt geworden ist, las aus seinen Texten und die Aachener Theologin und Frauenseelsorgerin Annette Jantzen brachte eine dezidiert weibliche Rede von, über und zu Gott zu Gehör. In die Stille hinein erklang immer wieder Klaviermusik und Gesang von Tine Wiechmann. Sie betonte später im Gespräch über diese Impulse, dass sie mehr vom Rock als vom Barock geprägt sei – und reihte sich so gut ein in die Sprachversuche, wie man heute von Gott reden kann. Solche Sprachversuche standen im Zentrum der Jubiläumsveranstaltung, auf den Tag genau 75 Jahre nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe der katholischen Wochenzeitschrift, die seit vielen Jahrzehnten „Christ in der Gegenwart“ heißt.

Wortschöpfungskünstler also auf der einen Seite, der nicht minder wortgewaltige Kölner Theologieprofessor Hans-Joachim Höhn auf der anderen. Aber auch ihm ging es in seinem Nachdenken über die Theopoesie nicht um das Jonglieren mit dogmatischen Begrifflichkeiten, sondern um jene Versuche, Gott zur Sprache zu bringen, die ihn nicht immer zwingend nennen, aber durch machtvolle Metaphern aufscheinen lassen – bei allen Wortfindungsschwierigkeiten.

Podium beim 75-Jahr-Jubiläum von "Christ in der Gegenwart"

Viel war an dem Abend vom Stottern die Rede, wenn danach gefragt wurde, wie man heute von Gott sprechen kann. Mancher im Publikum zeigte sich aber froh, angesichts der aktuellen Krisensymptome und der zum Teil erbittert geführten Auseinandersetzungen nicht nur innerhalb der katholischen Kirche, dass Gott als Quelle des Glaubens so im Mittelpunkt stand. Der „Christ in der Gegenwart“ widmet sich Woche für Woche auch den Diskussionen zwischen Frust und Reform, zwischen den Herausforderungen für die Welt und den Lösungsversuchen – in den vergangenen Jahren mehr denn früher. Spiritualität heute kann nicht überzeugen, wenn dieser konkrete Resonanzraum nicht zumindest im Blick ist, wie dies an jenem Abend über Gott in der Gegenwart der Fall war. Mit ihm hat die Zeitschrift einen wunderbaren Gegenakzent gesetzt.

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