Am Ehrentag des Kardinals standen gleich mehrere Jubiläen im Mittelpunkt des Gesprächs. Als Kardinal Kurt Koch am 15. März, seinem Geburtstag, zu einem Gegenbesuch im Konfessionskundlichen Institut in Bensheim war, kam man immer wieder auf Gedenktage zu sprechen. Am Vorabend des 50. Jahrestags der Unterzeichnung der "Leuenberger Konkordie", die die innerprotestantische Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft besiegelte, ging es einerseits um das Gedenken 2025 an das erste große Konzil der Christenheit in Nizäa vor 1700 Jahren. Das dort entstandene Glaubensbekenntnis verbindet weiterhin die Christenheit einschließlich der altorientalischen und orthodoxen Kirchen. Wäre dieses Datum nicht ein hervorragender Anlass für neue ökumenische Impulse?
Koch, Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, betonte, dass man bei konfessionellen Stereotypen nicht stehenbleiben dürfe. Er freue sich über jeden Evangelischen, der im Glaubensbekenntnis die katholische Kirche bekenne und Mitglieder der römisch-katholischen Kirche damit darauf aufmerksam mache, dass beide nicht identisch seien. Er wolle gerade als Katholik gerne evangelisch sein – im Sinne der Bezeugung des Evangeliums.
Mit Blick auf das evangelisch-katholische Gespräch kam aber auch das Jahr 2030 in den Sinn. Vor dann 500 Jahren versuchten die Reformatoren immerhin letztmalig, mit der Confessio Augustana ein Bekenntnis des katholischen Glaubens zu formulieren – was die Kirchenspaltung nicht verhindern konnte. Bis dahin, so stand in der Bibliothek der schmucken Villa in Bensheim immer wieder im Raum, sollte man idealerweise eine der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre analogen Erklärung erarbeitet haben, die sich vor allem dem weiterhin heiklen Amtsverständnis widmet.
Sieben Jahre sind nicht viel Zeit, gerade angesichts der derzeit stockenden Gespräche. Dennoch sollte dieses Jubiläum Anlass genug sein, die Arbeiten anzugehen, einschließlich der damit einhergehenden Auseinandersetzungen. Das gilt nicht zuletzt deshalb, weil sich irgendwann auch Zeitfenster für das ökumenische Gespräch geschlossen haben könnten. Es mangelt ja nicht an Vorarbeiten von Theologinnen und Theologen wie auch bereits an erfolgreichen ökumenischen Dialogen.
Nur muss das Ganze jetzt jemand auch in die Hand nehmen. Auch das ist in Bensheim deutlich geworden.