Die Landtagswahlen und die AfDKeine Wahl

Draußen vor der Kirchentür? Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Hessen und Bayern lassen fragen, inwiefern rechte Positionen auch in den Gemeinden verbreitet sind.

Isabel Barragán
Isabel Barragán, freie Journalistin© privat

Soll die Kirche mit AfD-Anhängern in Dialog treten? Oder sich von ihnen abgrenzen? Die Frage sorgte in den vergangenen Monaten immer wieder für Diskussionen. Der Limburger Bischof Georg Bätzing etwa warnte vor den Landtagswahlen in Hessen und Bayern vor der rechtsextremen Partei. „Ich bin sehr überzeugt davon, dass die Positionen der AfD und die Positionen der katholischen Kirche unvereinbar sind“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Der Augsburger Bischof Bertram Meier dagegen sprach von „Überschneidungen“: „Wie die Kirche tritt etwa die AfD zum Beispiel für den Schutz ungeborenen Lebens oder die Ehe von Mann und Frau ein“.

Die Debatte ist wichtig, führt in Teilen allerdings in eine falsche Richtung: Das Motiv der Abgrenzung unterstellt, dass rechte Wähler und ihre Positionen ein außenstehendes Gegenüber sind, mit dem man sich abgeben kann – oder auch nicht. Die Landtagswahlen in Hessen und Bayern 2023 legen allerdings nahe, dass rechtes Gedankengut offenbar längst in den Gemeinden angekommen ist und damit auch unter den Mitgliedern der Kirchen eine breite Anhängerschaft findet.

In Bayern kam die AfD auf rund 15 Prozent aller Stimmen, die Freien Wähler mit ihrem Spitzenkandidaten Hubert Aiwanger auf rund 16 Prozent. In Hessen wurde die AfD mit mehr als 18 Prozent gar zur zweitstärksten Partei. In ländlichen Gebieten ist der Stimmenanteil rechter Parteien im landesweiten Vergleich oft sogar noch deutlich größer. Im Landkreis Rottal-Inn wurden die Freien Wähler mit mehr als 32 Prozent stärkste Partei. Die AfD kam dort auf rund 15 Prozent. Im bayerischen Schwandorf lagen beide Parteien mit ungefähr 21 Prozent etwa gleichauf.

Es spricht viel dafür, dass in Kirchengemeinden ähnliche Tendenzen vorzufinden sind. Eine Gegenüberstellung von Kirche – als christlicher Gemeinschaft – und AfD-Wählerschaft lässt sich damit kaum halten. Die Kirche kann ihre Mitglieder nicht wählen. Sie hat damit auch gar keine Wahl, ob sie sich mit rechten Positionen befasst oder nicht. Sie kann nur die Art der Auseinandersetzung wählen – und christliche Positionen bekräftigen.

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