Was haben Jacinda Ardern, Papst Benedikt XVI. und Margot Kässmann gemein? Richtig, den Rücktritt. Alle drei haben aus unterschiedlichen Gründen und in unterschiedlichen Situationen ihres Lebens ihr Amt aufgegeben. Allen dreien war klar, dass es in einer bestimmten Situation nicht mehr weiter wie bisher gehen würde. Und alle drei haben damit ein Zeichen gesetzt.
Das Gegenteil davon, den täglichen politischen Alltag, kann man gerade in Berlin beobachten. Die bei den nachgeholten Wahlen zum Abgeordnetenhaus spektakulär abgestrafte Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) denkt momentan ganz offensichtlich nicht an einen Rücktritt. Sicher, Sondierungsgespräche mit dem Wahlgewinner, der CDU, soll es geben. Aber dass sich die Neuköllner Politikerin mit ihrer Koalition aus SPD, Grünen und Linken am Ende, wie es für Berlin so typisch ist, doch irgendwie durchwurschtelt und im Roten Rathaus bleibt, gilt am Strand der Spree als eine mindestens ebenso valide Option. Dass die größte Oppositionspartei um zehn Prozent zulegt, während die Regierungsparteien nur verlieren? Dass das Direktmandat der Regierenden Bürgermeisterin an einen eher unbekannten CDU-Bezirkspolitiker geht? Geschenkt.
Es wäre nicht nur ein Zeichen politischer Größe, würde eine Amtsinhaberin, die nach einer Wahl nur zweiter Sieger wird, und obendrein ihren heimatlichen Wahlkreis verliert, von sich aus ins Glied zurücktreten. Es wäre auch ein Signal an den Wähler: Seht her, ich habe verstanden! Gerade in der Hauptstadt des Wahlchaos, deren Verwaltung manche Menschen schon an Mogadischu denken lässt, würde es das Vertrauen in Wahlergebnisse und die Demokratie als Ganze durchaus stärken, würde Giffey ein solches Zeichen setzen – selbst wenn dann am Ende doch eine Rot-grün-rote Koalition im Berliner Roten Rathaus sitzen würde.