Kirchen sollten wichtige Gremien besser besetzenEs muss nicht immer ein Theologe sein

Benjamin Lassiwe
Benjamin Lassiwe, ständiger Mitarbeiter der Herder Korrespondenz© Ralf Zöllner

Es war ein Moment, der in der jüngeren Geschichte der deutschen Kirchen wohl einmalig war: Die frühere Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), also die frühere Stellvertreterin des Bischofs, Friederike von Kirchbach, wurde vor dem RBB-Untersuchungsausschuss des Brandenburger Landtags vernommen.

Denn die ehemalige Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags von Kirchbach war Vorsitzende des Rundfunkrats des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Sie wusste um das Gehalt und die Boni der Skandal-Intendantin Patricia Schlesinger. Doch sie schritt nicht ein. „Ich hätte kritische Fragen stellen können“, sagte von Kirchbach in der Sitzung. Am Ende der gut fünfeinhalbstündigen Vernehmung blieb das Bild einer in jeder Hinsicht überforderten Amtsträgerin. Ein Bild aber auch, das ein großes Fragezeichen hinter die Art und Weise setzt, wie die Kirchen - die evangelische ebenso wie die katholische - wichtige Gremien besetzen.

Denn Friederike von Kirchbach blieb selbst dann noch Vorsitzende des Rundfunkrates, als ihr 2014 von der Landessynode eine zweite Amtszeit verweigert wurde und an ihrer Stelle der heutige Bischof Christian Stäblein neuer Propst der EKBO wurde. Aus dem Amt der Pröpstin wurde sie also abgewählt, Rundfunkratsvorsitzende aber durfte sie bleiben. Es ist exakt diese Form der Personalpolitik, die Skandale wie beim RBB beschleunigt. Statt einen Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwalt mit evangelischem Gesangbuch in das Aufsichtsgremium der milliardenschweren öffentlichen-rechtlichen Rundfunkanstalt zu entsenden, schickte man eine Theologin, die man im eigenen Haus nicht für fähig hielt, stellvertretende Bischöfin zu sein.

Das aber können sich beide großen Kirchen künftig nicht mehr leisten: Wollen sie tatsächlich weiter in einschlägigen Gremien vertreten sein, muss bei der Auswahl ihrer Amtsträger besser hingeschaut werden. Wo die Kirche als gesellschaftlich wichtige Organisation Verantwortung im Staat wahrnimmt, muss sie diese Ämter auch kompetent ausfüllen. Unter den bundesweit 19,1 Millionen evangelischen Christen im Land sollte es genügend Mitglieder geben, die für ein solches Amt geeignet sind. Es muss nicht immer ein Theologe sein. Dass der Präses der Synode der EKBO, der in der Mobilfunkbranche tätige Harald Geywitz, nun für die Protestanten im Rundfunkrat des RBB sitzt, ist da ein wichtiger erster Schritt.

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