Mariä Himmelfahrt als Festtag der katholischen Kirche ist vor allem durch die Volksfrömmigkeit geprägt. Feiertag und damit arbeitsfrei ist der 15. August aber nur in einigen bayrischen Gemeinden. Und zwar in denen, die laut Zensus 2011 einen überwiegend katholischen Bevölkerungsanteil haben. Das trifft derzeit auf 1704 der 2056 Gemeinden zu. Die anderen haben schlichtweg Pech gehabt und müssen arbeiten. Dieser Flickenteppich ist dem Deutschen Gewerkschaftsbund Mittelfranken ein Dorn im Auge. Pünktlich zur Landtagswahl in Bayern im Herbst fordert er deshalb, dass sich die künftige Landesregierung dafür einsetzen solle, dass Mariä Himmelfahrt für alle Menschen im Freistaat Feiertag wird.
Zur Begründung hieß es: „Einen Feiertag auf Basis der Religionszugehörigkeit zwischen Gemeinden unterschiedlich zu behandeln, ist in Zeiten mit immer mehr Menschen mit nicht-christlicher Religionszugehörigkeit nicht mehr zeitgemäß.“ Sicherlich – der regionale Flickenteppich ist unglücklich. Aber nimmt man ernst, dass es immer mehr Menschen mit nicht-christlicher Religionszugehörigkeit gibt, stellt sich die Frage, warum zwingend Mariä Himmelfahrt als einheitlicher Feiertag eingeführt werden soll. Alternativ könnte man der wachsenden muslimischen Bevölkerung gerecht werden, indem man etwa das Opferfest zum arbeitsfreien Tag erklärt. Oder man wählt einen weltlichen Tag, etwa den 8. März (Weltfrauentag), 8. Mai (Tag der Befreiung), 9. Mai (Europatag) oder den 23. Mai (Tag des deutschen Grundgesetzes).
So oder so wären im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit zuerst einmal die Bundesländer im protestantischen Norden an der Reihe, neue Feiertage einzuführen. Denn mit 10 Feiertagen stehen ihnen immerhin zwei freie Tage weniger zur Verfügung als den Bayern. Wer in Augsburg wohnt, kommt insgesamt sogar auf 14 Tage. Deshalb ist in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern der Weltfrauentag als neuer Feiertag hinzugekommen. Niedersachsen plant ebenfalls, einen weiteren Feiertag einzuführen.