Auch nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil haftete der Kongregation für die Glaubenslehre hin und wieder der Geruch des „Heiligen Offiziums“ an, auch sie war eine Behörde, die vor allem mit der Verfolgung abweichender Positionen zur katholischen Lehre in Verbindung gebracht wurde. Das gilt nicht zuletzt für den langjährigen Präfekten, Kardinal Joseph Ratzinger, dem jüngst als emeritierter Papst verstorbenen Benedikt XVI. Die Glaubenskongregation war die wichtigste Einrichtung unter dem Papst, über ihre Schreibtische mussten alle wichtigen Dokumente gehen und auf Vereinbarkeit mit dem depositum fidei geprüft werden.
Mit Franziskus ist es rasch stiller geworden um die sagenumwobene Einrichtung unmittelbar angrenzend an den Petersplatz. Früh hat der jetzige Papst zu erkennen gegeben, dass man Verdikte aus jenem Palazzo nicht so ernst nehmen solle. Es gab bisher auch keine offizielle Verurteilung von einzelnen Theologen mehr. Die Kurienreform hat mit der Apostolischen Konstitution „Praedicte Evangelium“ dann weitere Fakten geschaffen. Alle jetzt Dikasterien genannten Einrichtungen sind auf die Evangelisierung verpflichtet, vor allem wurde die für die Glaubenslehre zurückgestuft und gewissermaßen in die anderen eingereiht.
Diese Entwicklung wird jetzt noch einmal untermauert. Mit der Ernennung von Victor Manuel Fernandez, dem bisherigen Erzbischof im argentinischen La Plata, hat Franziskus einen Vertrauensmann zum Nachfolger von Kardinal Luis Ladaria ernannt, nachdem dieser demnächst die Altersgrenze erreicht und schon länger mit seiner Ablösung gerechnet hatte. Fernandez gilt als „Ghostwriter“ des Papstes und damit als jemand, der für den Kurs des Papstes steht. Schon 2007 bei der Vollversammlung des Rates der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik (CELAM) in Aparecida hat Fernandez ihm zugearbeitet.
Franziskus hat in seinem Pontifikat bisher nicht zu erkennen gegeben, dass ihm weniger an einer Veränderung der Glaubenslehre liegt – zumindest nicht im Sinne einer Neudefinition bestimmter Aussagen katholischer Glaubens- und Sittenlehre. Mit der Ernennung von Fernandez wird noch einmal deutlich, dass für den Papst nicht das System der Glaubenslehre Priorität hat, sondern der Akzent stärker auf den Glaubensakt gelegt werden sollte. Eine Weiterentwicklung der Glaubenslehre ist das allemal.