Halbzeit in RomWohlfühlsynode?

Zu viel Harmonie wirkt auch verdächtig.

Dana Kim Hansen-Strosche, Redakteurin der Herder Korrespondenz
Dana Kim Hansen-Strosche, Redakteurin der Herder Korrespondenz

Halbzeit bei der Weltsynode in Rom. Gleich zu Beginn des Treffens gab es einige Aufreger: die Dubia von fünf Kardinälen wie die bemerkenswerte Antwort von Franziskus darauf, aber auch die Debatte um die nicht-öffentlichen Sitzungen. Doch jetzt scheint Ruhe und Harmonie in die Synodenaula eingekehrt zu sein. Von einem „störungsfreien Dialog“ spricht der vatikanische Kommunikationschef Paolo Ruffini, auch wenn man nicht immer einer Meinung sei. Ähnlich äußerten sich auch Synodenteilnehmer. Doch gibt es auch Hinweise aus Hintergrundgesprächen, dass es doch auch immer wieder sehr unterschiedliche Positionierungen zu gewissen Themenstellungen gegeben habe.

Ein Streitpunkt: die Frauenfrage. Die Beschäftigung damit und mit anderen heißen Eisen wie der Mitbestimmung von Laien oder Fragen nach der hierarchischen Verfasstheit der Kirche haben die Verantwortlichen vermutlich deshalb bewusst in die zweite Hälfte der Beratungen geschoben. Bei der Einführung der Themen verwies Jean-Claude Hollerich auch darauf, diese Punkte in Ruhe zu behandeln und sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Es sei genug Zeit. Dennoch schloss Ruffini nicht aus, dass es angesichts der Themen in den verbleibenden zwei Wochen bis zum 29. Oktober zu „stärkeren Polarisierungen“ kommen könnte.

Man scheint im Vatikan sehr um Harmonie bemüht zu sein und die Weltsynode als Erfolg – sprich als gelungenes Format der gemeinsamen Beratung hin auf dem Weg zu einer synodalen Kirche – zu präsentieren. Sicher ist es gut, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den ersten Tagen zunächst einmal die Möglichkeit hatten, sich untereinander besser kennenzulernen, und sich mit dem neuen Format der Beratungen vertraut zu machen. Doch allzu viel Harmonie wirkt auch verdächtig, wird sie doch der Realität der katholischen Kirche in ihrer Vielheit nicht gerecht. Auf dem Weg hin zu einer synodalen Kirche braucht es auch die Kontroversen.

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