IsraelFragwürdige Partner

Es ist richtig und wichtig, dass sich Politik und Kirchen konsequent an die Seite Israels stellen. Doch es wäre auch richtig, würden die Kirchen nun einen kritischen Blick auf ihre Partner im Heiligen Land werfen.

Benjamin Lassiwe
Benjamin Lassiwe, ständiger Mitarbeiter der Herder Korrespondenz© Ralf Zöllner

Die Bilder aus Israel waren erschreckend. Friedlich feiernde Raver, die von Terroristen brutal getötet wurden. Deswegen ist es richtig und wichtig, dass sich Politik und Kirchen konsequent an die Seite Israels stellen. Deswegen ist es richtig, und mehr als nötig, dass die Bundesregierung nun die Finanzhilfen für die Palästinensergebiete prüft. Und deswegen wäre es auch richtig, würden auch die Kirchen nun einen kritischen Blick auf ihre Partner im Heiligen Land werfen.

Zum Beispiel auf die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land (ELCHJL). In einem offiziellen Statement zeigte sich diese mehrheitlich aus Palästinensern bestehende Kirche, die in Deutschland mit der EKD und dem Jerusalemsverein beim Berliner Missionswerk zusammenarbeitet, besorgt über die Ereignisse des Wochenendes. Man bete für die Familien unschuldiger Zivilisten, die ihre Angehörigen betrauerten. Doch man bezog auch politisch Position: Der Krieg um Gaza sei „ein Symptom eines Volkes, das durch extensive und systematische Gewalt und Unterdrückung tief verwundet ist“. Ist diese Position eines Partners für Christen in Deutschland, die doch fest an der Seite Israels stehen wollen, eigentlich noch akzeptabel?

Fragwürdiger noch waren am Wochenende Äußerungen, die die für die englischsprachige Gemeinde dieser Kirche in Jerusalem zuständige, in Deutschland ausgebildete Pfarrerin Sally Azar in ihrer Instagram-Story verbreitete. Zum Beispiel ein Zitat der palästinensischen Aktivistin Mariam Barghouti: „Gaza brach gerade aus dem Gefängnis aus.“ Zudem kritisierte sie die Beleuchtung des Berliner Brandenburger Tores in den Farben Israels und fragte, wo dabei die Perspektive der Palästinenser sei. Und der Pfarrer von Bethlehem, Mitri Raheb, schrieb im sozialen Netzwerk Facebook, dass der hundertjährige Krieg um Palästina und das Palästinensische Volk mit all seiner militärischen Macht versagt habe: „Das Verlangen nach Freiheit ist stärker als der kolonialistische Sicherheitsstaat der Siedler.“

Hier sollten die EKD, das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbunds und der Berliner Jerusalemsverein in sich gehen. Ist es opportun, gerade als deutsche Kirchen Geld an eine Kirche zu überweisen, die eine offensichtlich einseitige, antiisraelische Linie im Nahostkonflikt fährt? Zumindest einige intensive Gespräche mit den Partnern im Heiligen Land täten wohl Not. Denn das, was von ihnen am vergangenen Wochenende gepostet und geteilt wurde, ist für eine Kirche und Christen in einem Land, das fest an der Seite Israels steht, eigentlich unerträglich.

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