Noch sprudeln die Kirchensteuereinnahmen für die beiden großen Kirchen in Deutschland. 2022 verzeichneten sie einmal mehr Einnahmen in Rekordhöhe: rund 6,85 Milliarden Euro gab es für die katholische, etwa 6,73 Milliarden für die evangelische Kirche. Doch längst nicht mehr alle stehen hinter dieser Einnahmequelle der Kirchen.
Einer repräsentativem Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge, das diese im Auftrag der Deutschen Presseagentur durchgeführt hat, halten rund drei Viertel der Befragten die Kirchensteuer nicht mehr für zeitgemäß. 13 Prozent gaben an, sie sei noch zeitgemäß. Ebenfalls 13 Prozent machten keine Angaben. Für viele der Befragten, die sich in der Umfrage selbst als Christen bezeichnen, merkten an, dass die Zahlung der Kirchensteuer auch ein Grund für den Austritt sein könnte (43 Prozent).
Gleichzeitig offenbart die Umfrage ein offensichtliches Kommunikationsproblem der Kirchen im Hinblick auf ihre Steuereinnahmen. Denn für 61 Prozent der Befragten sind die karitativen Aufgaben der Kirche etwa in Caritas und Diakonie wichtig oder sehr wichtig. Doch wie soll die Kirche dieses vielfältige Engagement im sozialen Bereich oder der Bildung bezahlen, wenn nicht auch aus den Kirchensteuereinnahmen? Brechen die Einnahmen weg, müssten beide Institutionen erhebliche Abstriche in ihrem Engagement machen. Doch anstatt offensiv mit diesem Pfund zu werben, stecken die Kirchen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit im Krisenmodus fest. Wobei einige evangelische Landeskirchen mit ihrer Homepage kirchensteuer-wirkt bereits erste Schritte unternehmen, für ein besseres Image der Kirchensteuer zu werben.
Zwar werden die Kirchen in den kommenden Jahren vermutlich an den weiterhin steigenden Steuereinnahmen in Deutschland partizipieren. Doch es lässt sich bereits erahnen, dass sich diese steigende Entwicklung irgendwann umkehren wird, zumal die Austrittszahlen immer weiter in Höhe schnellen. Es ist Zeit zu Handeln.