Die Zahl bekennender Katholiken in den USA geht zurück. Noch vor wenigen Jahren galten Latinos und Latinas als Hoffnungsträger. Jeder vierte Katholik in den USA gehört zur Bevölkerungsgruppe der Hispanics – und die nimmt seit Jahren deutlich zu. Nun ergibt eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center: Immer mehr Latinos und Latinas wenden sich von der katholischen Kirche ab. Nur noch 43 Prozent bezeichnen sich als katholisch. 2010 lag die Zahl noch bei 67 Prozent. 30 Prozent aller Befragten sehen sich selbst als agnostisch oder atheistisch. Der Wert hat sich damit seit 2010 verdreifacht.
Die Studie zeigt eine Entwicklung, die sich schon vor Jahren abgezeichnet hat, von katholischen Würdenträgern in den USA aber offenbar unterschätzt wurde. 2018 nannte etwa Allan Figueroa Deck, Theologe an der Loyola Marymount University in Los Angeles, die Hispanics noch einen „schlafenden Riesen“, der bald erwachen werde, um der Kirche in den USA Leben einzuhauchen. Latinos seien die „führenden Indikatoren für die Zukunft der Kirche“, so Deck damals in einem Interview mit der US-Zeitschrift „National Catholic Reporter“. Die Ernennung von Papst Franziskus, einem gebürtigen Argentinier, sah er deshalb als Chance, den „langen Winterschlaf“ der katholischen Kirche in den USA zu beenden.
Schon damals war der Anteil bekennender Katholiken unter den Hispanics rückläufig: Eine 2014 veröffentlichte Studie des Pew Research Center ergab, dass in den Jahren 2010 bis 2013 die Zahl von 67 Prozent auf 57 Prozent zurückgegangen war. Das betraf vor allem jüngere Latinos: Rund die Hälfte aller Befragten zwischen 18 und 29 Jahren fühlten keine religiöse Bindung.
Der Trend rückläufiger Zahlen betrifft offenbar in den USA nicht nur Weiße. Es genügt nicht, sich auf demografische Entwicklungen zu verlassen. Die Kirche muss Menschen die Möglichkeit geben, bei ihr heimisch zu werden. Und das unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund.