Klima-Forum für Wohlfahrt und KircheFür den Übernächsten

Die Kirche hat noch sehr viel Potenzial, um sich für den Klimaschutz einzusetzen.

Hilde Naurath, Redakteurin der Herder Korrespondenz

An drastischen Worten fehlte es nicht. Es gehe bei Klimarettung nicht um ein linkes Öko-Spinner-Thema, sondern um Existenzielles für die Menschheit, warnte der Arzt und Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen. Er forderte Übernächstenliebe für Menschen, die da, wo sie leben, nicht mehr bleiben können, und für künftige Generationen. Der Soziologe und Verkehrsexperte Andreas Knie appellierte: Noch könnten Politik und Gesellschaft in Freiheit darüber nachdenken, wie Klimaziele erreicht werden könnten. In 10 bis 20 Jahren werde sich der Handlungsdruck durch den Klimawandel jedoch so verschärft haben, dass dagegen die Einschränkungen während der Corona-Pandemie nur ein laues Lüftchen gewesen seien.

Konkret, praktisch, fachlich, motivierend sollte das Klima-Forum für Wohlfahrt und Kirche sein, das das Erzbistum Köln und der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e. V. diese Woche in Köln organisiert hatten. Die Vorträge zeigten wieder einmal: Das Thema Klimawandel ist allgegenwärtig, Ursachen und Folgen sind seit Langem bekannt. Es gibt sogar Lösungsansätze zuhauf, auch in den Religionen. Und trotzdem: An der Umsetzung hapert es auf weiter Flur.

Auch die Kirchen und kirchlichen Einrichtungen bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Christian Weingarten, Umweltbeauftragter des Erzbistums Köln, erklärte gar, die Kirchen hätten das Thema „in den letzten 30 Jahren völlig verpennt“. Fairer Kaffee gelte teils immer noch als Weltretter. Kirchliche Leitungsfunktionen versagten als Vorbild. Statt auf ehrenamtlich engagierte Christen zu verweisen, müsse die Bewahrung der Schöpfung „ins Hauptamtliche“ kommen. Vera Bünnagel, Klimaschutzbeauftragte des Erzbistums, sekundierte: Wer, wenn nicht Kirche, könne und müsse sich einsetzen?

Als Betätigungsfelder wurden genannt: Geldanlagen, Landnutzung, Kantinenangebote, Energieproduktion, Mobilitätsangebote. Die Veranstaltung richtete sich insbesondere an Entscheider in den Bistümern und Gemeinden, in Caritas, Diakonie und Orden. 120 waren dabei.

Mögen diese potenziellen Multiplikatoren – und noch viele weitere Menschen – mindestens einige Handlungsempfehlungen in ihren Bereichen umsetzen. Denn, wie Weingarten ebenfalls betonte: Kirche kann noch ein positives Narrativ sein. Sie hat noch Mobilisierungspotenzial. Und gerade weil Kirche auch ein eher konservatives Publikum anspricht, kann gerade sie Menschen, viele Menschen ansprechen, die von anderen Klimabewegungen eher Abstand halten. Kirche als Motivator, es kann, es sollte, es muss sie doch noch geben.

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