Krönung von Charles III.Der moderne Monarch

Die Krönungsliturgie für Charles III. enthält neue Elemente, die ihm helfen können, als Oberhaupt aller Briten akzeptiert zu werden.

Dana Kim Hansen-Strosche, Redakteurin der Herder Korrespondenz
Dana Kim Hansen-Strosche, Redakteurin der Herder Korrespondenz

Morgen wird in der Westminster Abbey Charles III. zum britischen König gekrönt. Damit wird er zugleich auch weltliches Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche und wird, wie alle britischen Königinnen und Könige seit 1521, den Titel Fidei defensor (Verteidiger des Glaubens) tragen. Diesen Ehrentitel bezogen die Monarchen bislang ausschließlich auf die Church of England. Anders will es der neue König handhaben. Noch als Prince of Wales erklärte er 1994, er verstehe sich als „Verteidiger aller Religionen im Königreich“. In seiner ersten Audienz für führende Vertreter der Kirchen und Religionen des Landes versprach er allen Religionen, Konfessionen und weiteren Überzeugungen in Großbritannien seinen persönlichen Schutz.

Dass es ihm mit dieser Ankündigung ernst ist, wird auch in der morgigen Krönungsliturgie zum Ausdruck kommen, wenn erstmals seit der Reformation wieder ein katholischer Bischof anwesend sein und einen aktiven Part übernehmen wird. Neben dem katholischen Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, sollen auf ausdrücklichen Wunsch des Königs auch Vertreter anderer christlicher Religionsgemeinschaften an der Krönung beteiligt sein. Nichols sowie der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Großbritannien, Nikitas Loulias, und die Vorsitzende der Freikirchen, Helen Cameron, sollen den König segnen. Neu ist auch, dass Charles III. vor dem Krönungseid versprechen wird, alle Religionen zu beschützen. Am Ende der Zeremonie sieht das Programm Grußworte von jüdischen, muslimischen, hinduistischen, buddhistischen und Vertretern der Sikh vor. Im Vorfeld der Krönung hatte Papst Franziskus Charles auch eine Reliquie geschenkt. Die zwei Splitter des Heiligen Kreuzes Jesu wurden in ein Kreuz eingearbeitet, das bei der Krönungszeremonie ebenfalls zum Einsatz kommen soll.

Mit diesen Neuerungen präsentiert sich der zukünftige britische König als moderner Monarch, dem die Vielfalt der Religionen und Weltanschauungen ein wichtiges Anliegen ist. Diese Vielfalt und die Offenheit auch zum Ausdruck zu bringen, ist entscheidend, will Charles von allen Britinnen und Briten, egal welcher Glaubensrichtung sie angehören, als Oberhaupt akzeptiert werden – vor allem in Zeiten, in denen die britische Monarchie immer wieder kritischen Anfragen ausgesetzt ist.

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